Hamburg (ots) –
Die Kunstkritikerin Rosa Schapire (1874-1954) war eine starke Persönlichkeit, eine Pionierin – als promovierte Kunsthistorikerin, als Intellektuelle und unabhängig lebende Frau, als freie Publizistin, vor allem aber als entschiedene Fürsprecherin des Expressionismus. Susanne Witteks neu erschienene Biographie Rosa Schapires lässt den kunsthistorischen Sachverstand und den Eigensinn dieser Frau deutlich werden: „Es gibt keinen direkteren Weg zu mir als über Deine Kunst.“ Rosa Schapire im Spiegel ihrer Briefe an Karl Schmidt-Rottluff 1950-1954.
Schapire, aus Brody in Galizien (heute Ukraine) stammend, gehörte zu den ersten Frauen, die in Kunstgeschichte promoviert wurden. Seit 1904 lebte sie in Hamburg, wo sie sich für den Expressionismus begeisterte, insbesondere für die Künstlergruppe Brücke. Ihre Begegnung mit Karl Schmidt-Rottluff 1908 wurde für sie lebensbestimmend – sie förderte ihn und seine Kunst auf vielfältige Weise, publizistisch und persönlich. Als Jüdin von den Nationalsozialisten verfolgt, floh sie 1939 ins Exil nach London. Dort war sie freie Autorin und Ausstellungsrezensentin bis zu ihrem Tod tätig. Ihr Engagement für den Expressionismus blieb ungebrochen, wie der nun erstmals umfänglich ausgewertete Nachkriegs-Briefwechsel mit Karl Schmidt-Rottluff zeigt.
Susanne Wittek: „Rosa Schapire war von der Kunst der Brücke-Künstler, allen voran der Schmidt-Rottluffs, zutiefst beeindruckt. Dieser wurde zur Schlüsselfigur ihres Lebens. Die Freundschaft mit ihm gab ihr wohl auch die Kraft, den Widrigkeiten des Londoner Exils zu trotzen und bis ins hohe Alter produktiv zu bleiben. Sie lebte wirklich für die Kunst und blieb unabhängig bis zum Schluss.“
Dr. Ekkehard Nümann, Präsident der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, unterstreicht: „Susanne Wittek porträtiert eine mutige Intellektuelle. Man kann Rosa Schapire nicht genug bewundern – für ihre Unabhängigkeit, ihren Eigensinn im Urteil über Kunst, in ihrem Eintreten für den vielfach angefeindeten Expressionismus. Diese emanzipierte, außergewöhnliche Frau und leidenschaftliche Förderin expressionistischer Kunst wurde durch die nationalsozialistische Verfolgung entwurzelt. Auch im Londoner Exil blieb sie eine Kämpferin. Gerade der Briefwechsel zwischen Schapire und Karl Schmidt-Rottluff verdeutlicht die Stärke dieser Frau.“
Susanne Wittek, „Es gibt keinen direkteren Weg zu mir als über Deine Kunst.“ Rosa Schapire im Spiegel ihrer Briefe an Karl Schmidt-Rottluff 1950-1954 (Künstler in Hamburg, herausgegeben von Ekkehard Nümann für die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung, Band 2), Wallstein Verlag, Göttingen 2022, 208 S., 61 z.T. farb. Abb., geb., Schutzumschlag, ISBN 978-3-8353-5197-4; 23,- Euro.
Die Reihe „Künstler in Hamburg“
In ihrer dritten Schriftenreihe porträtiert die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung Persönlichkeiten, die in Hamburg bedeutende künstlerische Impulse gesetzt haben – strebte doch Stiftungsgründer Werner von Melle als Hamburger „Kultusminister im besten Sinne“ von Beginn an nach deren institutioneller Verstetigung.
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