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Ohne Geld und abgehängt – MDR-„exactly“ über Jugend in Armut

Leipzig (ots) –

Erster Job, erste eigene Wohnung: Die Zeit zwischen dem 18. und 24. Geburtstag steckt voller Neuerungen und „Stolperfallen“. Viele straucheln gerade in dieser Zeitspanne und tappen in die Armutsfalle. Insgesamt ist gut jede und jeder Vierte der jungen Erwachsenen in Deutschland von Armut bedroht, in Sachsen-Anhalt sogar jeder und jede Dritte. Wie kann das in Zeiten von Fachkräftemangel und sozialer Absicherung sein? Warum ist Jugendarmut schon längst keine Ausnahme mehr? Wie kommen junge Menschen in Armut? Und wie wieder heraus? Diesen Fragen geht MDR-Reporterin Michaela Reith in einer „exactly“-Reportage nach. Zu sehen ist der Film ab Montag, 11. Juli, um 8.00 Uhr in der ARD Mediathek sowie ab 17.00 Uhr auf dem YouTube-Kanal „MDR Investigativ“.

Nur zwei Euro pro Tag – so viel bleibt Lukas aus Halle (Saale) im Monat abzüglich Miete noch zum Leben. „Überleben“ nennt es der 22-Jährige. Wenig hatte er schon als Kind. Taschengeld bekam er nicht, Urlaub war nie ein Thema. Mit zwölf Jahren fing Lukas an, Pfandflaschen zu sammeln, war kurzzeitig obdachlos. Heute kommt er trotz Gelegenheitsjobs und Hartz IV kaum auf die Beine.

Bei keiner anderen Altersgruppe ist das Armutsrisiko so hoch wie bei den 18- bis 24-Jährigen. Gleichzeitig ist ihre Armut oft unsichtbar. Denn sie geht mit Scham einher. „Du wirst es nicht unbedingt an kaputten Schuhen sehen, an diesem klassischen Mangel“, sagt Wolf Rothe. Der Sozialpädagoge arbeitet im Wajut, einem Waldorf Jugendtreff mitten im Herzen von Halle (Saale). Armut spiegelt sich in seiner Perspektive nicht nur im Kontostand wider. Oft mangelt es auch an einem Netzwerk, dem familiären Rückhalt und dem Wissen, wer und was im Notfall helfen kann, wenn nichts Anderes mehr greift, sagt er.

Gerade der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt hält viele „Stolperfallen“ bereit: die erste eigene Wohnung, selbstständige Organisation der Finanzen, Berufseinstieg, wegfallende familiäre Strukturen.

Als Jordan vor zwei Jahren von seinem Vater vor die Tür gesetzt wurde, hatte er kein Startkapital und war gerade in der ersten Ausbildung. Erst kam der Abbruch der Ausbildung, dann die Wohnungssuche, schließlich Start einer neuen Ausbildung. Doch statt sich auf Bildung und Berufseinstieg zu konzentrieren, lernte Jordan die Bürokratie kennen: Jugendamt, Arbeitsamt, Bafög-Amt. Heute sagt er: „Finanziell existiere ich nur noch, ich vegetiere gefühlt nur noch vor mich hin.“ Jordan sieht sich nicht als Mensch, der bedürftig sein sollte. Er habe ja sein Leben noch vor sich, sagt er.

Mitten im Leben steht Katharina Ronstedt. Sie ist Radiologin am Universitätsklinikum Halle (Saale). Doch um dahin zu kommen, musste sie hart kämpfen. Sie wuchs zur Schulzeit in Heimen auf. Kurz nach ihrem 18. Geburtstag fiel sie aus der Jugendhilfe – mitten in der Zeit des Abiturs. Ein familiäres Auffangnetz gab es nicht. Doch sie wollte studieren, Ärztin werden. Schätzungen gehen davon aus, dass es nur bis zu drei Prozent dieser sogenannten Care Leaver aufgrund der schwierigen Startbedingungen an die Universität schaffen. Entgegen aller Hürden hat Katharina Ronstedt ihren Traum verwirklicht. Sie engagiert sich heute in einem Notfallfond für Care Leaver. Wenn nichts Anderes mehr greift, wird hier Geld für finanziell prekäre Situationen bereitgestellt. Die ehemalige Care Leaverin ist wütend, dass es diese Hilfe Dritter überhaupt geben muss: „Jeder Antrag, den wir genehmigen, heißt, dass die staatlichen Strukturen total versagt haben.“

Pressekontakt:

Thomas Ahrens, MDR-Landesfunkhaus Sachsen-Anhalt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Tel. (0391) 539 21 21

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