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Todesurteil für die Zivilbevölkerung / Jemen: HI-Studie über Langzeitauswirkungen von Bombenangriffen in Wohngebieten

Sperrfrist: 12.06.2020 12:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

München (ots) – Handicap International (HI) hat am Freitag, 12. Juni 2020 die Studie „Todesurteil für die Zivilbevölkerung: Die Langzeitauswirkungen von Explosivwaffen in Wohngebieten im Jemen“ veröffentlicht. Dieser zeigt, wie Bombenangriffe in bewohnten Gebieten Jahrzehnte der Entwicklung im Jemen vernichtet haben und beschreibt die langfristigen Folgen für die Zivilbevölkerung . In dem seit fünf Jahren andauernden Krieg mussten Männer, Frauen und Kinder alle Arten von Explosivwaffen ertragen: Fliegerbomben, Raketen, Artilleriegranaten, Mörser, Streubomben, improvisierte Sprengsätze und viele mehr. Diese haben Brücken, Straßen und Krankenhäuser zerstört und langfristiges Leid über die Zivilbevölkerung gebracht. Die Bombardierungen werfen Jemen um eine ganze Generation zurück .

– 24,1 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe

– Mehr als 24% des Straßennetzes wurden teilweise oder vollständig zerstört

– 50% der medizinischen Einrichtungen funktionieren nicht mehr

– 17,8 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser

Hier finden Sie die Studie, eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und Bildmaterial. Darüber hinaus laden wir Sie ein, an der UN-Veranstaltung teilzunehmen, auf der HI-Advocacy Expertin Alison Bottomley sprechen wird:

– HI-Studie (https://handicap-international.de/sn_uploads/de/document/Study2020_ HI_YEMEN_EWIPA_EN-web.pdf) : „Todesurteil für die Zivilbevölkerung“ (auf Englisch)

https://handicap-international.de/sn_uploads/de/document/DE_Executive_Summary_ Zusammenfassung_final_1.pdf der wichtigsten Ergebnisse (auf Deutsch)

– Einladung (https://handicap-international.de/sn_uploads/de/document/ECOSOC_HAS _Side_Event_Invitation.pdf) zur Teilnahme via Zoom an der UN-Veranstaltung (ECOSOC HAS side-event) am Freitag, 12.6. um 17.00 Uhr CET

– Interviewanfragen an Alison Bottomley (in Sanaa) oder Eva Maria Fischer bitte an presse@deutschland.hi.org

– rechtefreies Bildmaterial (https://handicap-international.de/de/pressefotos-download)

Die HI-Studie „Todesurteil für die Zivilbevölkerung: Die Langzeitauswirkungen von Explosivwaffen in Wohngebieten im Jemen“ zeigt, wie der Einsatz von Explosivwaffen im Jemen noch jahrzehntelang das Leben der Bevölkerung beeinträchtigen wird. Wichtige Infrastrukturen und Dienstleistungen, die für Nahrungsmittel, Transport, Gesundheit und die Wasserversorgung notwendig sind, wurden beschädigt oder zerstört: Häfen, Brücken, Straßen, Kliniken oder Wasserleitungen. Der Bericht zeigt das Ausmaß und die langfristigen Auswirkungen der Bombardierungen auf die Zivilbevölkerung anhand von sechs Fallstudien. Eine davon ist die Zerstörung des Hafens von Hodeidah durch Bombenangriffe im Jahr 2015. Die Versorgung mit grundlegenden Gütern wurde damals unterbrochen. Bis heute bedeutet dies erhöhte Preise bei lebenswichtigen Gütern. Auch sind notwendige Dienstleistungen weiterhin beeinträchtigt.

Bombardierungen werfen Jemen um eine ganze Generation zurück

Die umfangreichen Bombenangriffe auf Wohngebiete haben das Land um 25 Jahre zurückgeworfen (Quelle: UNDP). Das ist eine ganze Generation. Der Jemen wird nicht in der Lage sein, die extrem hohen Kosten für den Wiederaufbau zu tragen. Zudem muss die Beseitigung der explosiven Kriegsreste finanziert werden: Erst dann kann ein Wiederaufbau beginnen. Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland, warnt vor den langfristigen Auswirkungen der Bombardierungen: „Bomben und Beschuss im Jemen töten und verletzen Zivilist*innen an Ort und Stelle. Sie haben zudem eine anhaltende Wirkung für Generationen von Menschen, die den Krieg überleben werden. Selbst wenn der Krieg im Jemen heute enden würde, werden die Menschen an den Folgen der zerstörten Straßen, Brücken, Krankenhäuser und Häfen Jahrzehnte lang leiden. Die Schäden an der Infrastruktur haben die humanitären Bedürfnisse im Land weiter verschärft.“

Schäden durch Explosivwaffen verschärfen Not – besonders während der Corona-Krise

Laut der Studie „Humanitarian Needs Overview“ wurden im Jemen 2018 jeden Monat bis zu 600 zivile Infrastrukturen zerstört oder beschädigt. 50 % der medizinischen Einrichtungen sind heute nicht mehr betriebsfähig. 19,7 Millionen Menschen sind aber auf medizinische Versorgung angewiesen, und 17,8 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen. Die Wirtschaftsblockade und der Einbruch der Wirtschaft haben die Kosten für Lebensmittel und Treibstoff in die Höhe getrieben. 24,1 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe, das sind drei Viertel der Bevölkerung. HI-Advocacy Expertin Alison Bottomley: „Die Zerstörung wichtiger Infrastruktur durch Bombenangriffe macht es dem Jemen besonders schwer, mit den Folgen einer Pandemie wie Covid-19 fertig zu werden. Die soziale und medizinische Versorgung war bereits schlecht organisiert und wurde durch die fünf Jahre andauernden und wiederholten Bombardierungen weiter massiv geschwächt. Ganze Bevölkerungsgruppen, insbesondere Binnenflüchtlinge, sind extrem gefährdet und haben kaum Zugang zu Gesundheitsversorgung, Wasser und Abwasserentsorgung, um sich vor dem Coronavirus zu schützen“.

Diplomatischer Prozess soll Bombenangriffe auf Wohngebiete beenden

HI als Mitbegründerin des Internationalen Netzwerks gegen Explosivwaffen (INEW) setzt sich aktiv dafür ein, dass die Staatengemeinschaft eine wirkungsvolle politische Erklärung ausarbeitet: Diese soll den Einsatz von Explosivwaffen mit großflächiger Wirkung in Wohngebieten stoppen, das Leid der Zivilbevölkerung beenden und die Unterstützung der Opfer gewährleisten. Am 1. und 2. Oktober 2019 hatten in Wien die Verhandlungen für ein derartiges politisches Instrument begonnen. Im November 2019 und Februar 2020 fanden in Genf zwei Verhandlungsrunden statt, auf die noch 2020 eine weitere Beratungsrunde folgen wird. Dieser diplomatische Prozess wird mit einer politischen Erklärung abschließen, welche den Staaten zur Unterzeichnung vorgelegt werden wird.

95 Prozent der Opfer sind Zivilist*innen

In fünf Jahren Krieg wurde der Jemen durch den Einsatz von Explosivwaffen verwüstet. Die Organisation Action on Armed Violence (AOAV) berichtet, dass zwischen 2015 und 2018 fast 16.300 Menschen durch Explosivwaffen getötet oder verletzt wurden. Etwa 80 % stammten aus der Zivilbevölkerung. Wenn Explosivwaffen in bewohnten Gebieten zum Einsatz kamen, so waren laut Bericht von AOAV 95 % der Opfer Zivilist*innen.

Über Handicap International

Handicap International (HI) ist eine unabhängige gemeinnützige Organisation. Sie unterstützt weltweit Menschen mit Behinderung und andere besonders schutzbedürftige Menschen, um deren Lebensbedingungen zu verbessern. HI hilft bei Armut und sozialer Ausgrenzung, bei Konflikten und Katastrophen. Die Grundpfeiler ihrer Arbeit sind Menschlichkeit und Inklusion. Auf völkerrechtlicher Ebene kämpft die Organisation gegen die Missachtung der Menschenrechte, den Gebrauch von Landminen und Streubomben sowie Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung. Handicap International hat die internationale Koalition gegen Streubomben CMC mitgegründet, gehört bis heute zu ihren aktivsten Mitgliedsorganisationen und repräsentiert die Kampagne in Deutschland. HI ist außerdem eines der sechs Gründungsmitglieder der Internationalen Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL), die 1997 den Friedensnobelpreis erhalten hat. Handicap International Deutschland ist Mitglied der internationalen Organisation Humanity & Inclusion (ehem. Handicap International), die die Umsetzung der Programmarbeit verantwortet.

Pressekontakt:

Huberta von Roedern
Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mail: h.vonroedern@hi.org
Tel.: +49 89/54 76 06 34
Mobil: +49 151 73 02 32 06 http://www.handicap-international.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/16206/4620697
OTS: Handicap International

Original-Content von: Handicap International, übermittelt durch news aktuell

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