Mainz / Frankfurt (Main) (ots) –
Rund 15 Prozent der Erwachsenen in Europa waren laut aktueller Studien schon einmal von Tinnitus betroffen. Bis zu 25 Prozent aller Deutschen haben Schätzungen zufolge bereits einen Tinnitus erlebt. Die permanenten subjektiven Ohrgeräusche ohne sofort ersichtliche Ursache können einen enormen Leidensdruck bewirken und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Da die Auslöser für Tinnitus vielfältig sein können, suchen Patienten erfahrungsgemäß verschiedene Spezialisten auf, bevor sie Linderung erfahren.
Für eine bestmögliche Versorgung von Tinnitus-Patienten lädt die Bundesinnung der Hörakustiker KdöR (biha) jährlich Hörakustiker, Ärzte, Audiotherapeuten und Selbsthilfegruppen zum Deutschen Tinnitus-Tag, um den fachlichen Austausch über Therapiemöglichkeiten und Ursachenforschung zu fördern. Die interdisziplinäre Fachtagung fand gestern zum 9. Mal in Frankfurt am Main statt. biha-Vizepräsident Hans-Jürgen Bührer eröffnete den 9. Tinnitus-Tag der Deutschen Hörakustiker, an dem rund 70 Experten teilnahmen, und begrüßte die Referentinnen und Referenten.
Dr. med. Frank Matthias Rudolph, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. (DTL), Chefarzt der Abteilung für Psychosomatik und Ärztlicher Direktor der Mittelrhein-Klinik der Deutschen Rentenversicherung Rhein-Pfalz in Boppard-Bad Salzig, sprach vor dem Hintergrund der anhaltenden Covid-Pandemie über die psychischen Folgen von Corona im Hinblick auf Tinnitus.
Dipl. Ing. Siegrid Meier, Hörakustikmeisterin und Dozentin an der Akademie für Hörakustik (afh) in Lübeck, demonstrierte die Umsetzung eines speziellen Hörtrainings für Tinnitus-Patienten. Die Durchführung in Hörakustiker-Fachbetrieben ermöglicht es, Betroffenen deutschlandweit flächendeckend fachliche Anlaufstellen zu bieten, in denen sie wahrgenommen werden.
Über die neue Hörakustikmeisterverordnung und ihre Auswirkungen auf die Tinnitus-Versorgung in Deutschland referierte Marcus Nissen, Hörakustikmeister und afh-Dozent in Lübeck. Die Therapiemöglichkeiten von Tinnitus in Kombination mit Schwerhörigkeit sind als fester Bestandteil der Qualifizierung von Hörakustikmeistern etabliert.
Prof. Dr. med. habil. Gerhard Hesse, Chefarzt und Geschäftsführer der Tinnitus-Klinik Bad Arolsen, Vorstandsmitglied der Vereinigung Mitteldeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte (MDHNO) und Professor für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde der Universität Witten/Herdecke, stellte die neue Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) und aktuelle Studien zur Hörsystemversorgung bei Tinnitus vor. In der AWMF sind rund 180 wissenschaftliche Fachgesellschaften aus allen Bereichen der Medizin zusammengeschlossen. Die AWMF vertritt Deutschland im Council for International Organizations of Medical Sciences (CIOMS).
Hintergrund zu Tinnitus
In Deutschland kommt es bei zehn Millionen Erwachsenen jährlich zu Tinnitus. Bei etwa 2,7 Millionen besteht ein chronisches Ohrgeräusch mit einer Jahresinzidenzrate von 0,33 Prozent, das heißt, jährlich kommt es bei etwa einer viertel Million Personen zu chronischem Tinnitus. 35 Prozent dieser Personen hören ihr chronisches Ohrgeräusch nur bei Stille, bei 44 Prozent lässt sich der Tinnitus durch alltägliche Umgebungsgeräusche überdecken und bei 17 Prozent ist der Tinnitus selbst bei großem Lärm wahrnehmbar. Nach einer sechsstufigen Schweregradeinteilung leiden in Deutschland etwa 1,5 Millionen Bürger mittelgradig bis unerträglich unter Tinnitus – man spricht hier von einem „dekompensierten“ Tinnitus. Dies entspricht etwa 1,1 Prozent der Bevölkerung. Die ca. 15.000 Hörakustiker in über 7.200 Hörakustiker-Betrieben versorgen bereits ca. 3,7 Millionen Menschen in Deutschland mit modernsten Hörsystemen, beraten zu Tinnitus, Gehörschutz und allen Themen rund ums Hören.
Mehr Informationen zum Thema Tinnitus gibt es auf der Service-Seite:
https://www.richtig-gut-hoeren.de/ich-habe-tinnitus/
Eine Pressemitteilung der Bundesinnung der Hörakustiker zum Thema „Tinnitus: Warum Hörsysteme helfen können“ gibt es hier:
https://www.presseportal.de/pm/70547/4957001
Pressekontakt:
Michael Skwarciak, M.A. (biha), skwarciak@biha.de
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