Berlin (ots) –
„Die Welt braucht keine Atomwaffen und damit auch keine Nukleartests. Kasachstan fordert eine atomwaffenfreie Zone Planet Erde“. Der 29. August ist der 31. Internationale Tag gegen Nukleartests der UN. Für die Menschen in Kasachstan ist das ein besonderer Tag, so Nurlan Onzhanov, seit Juli neuer Botschafter Kasachstans in Berlin. 1991 verzichtete Kasachstan auf das viertgrößte Atomwaffenarsenal der Erde und zerstörte über 1000 Sprengköpfe, darunter 100 SS-18-Interkontinentalraketen mit dem bezeichnenden Namen „Satan“.
„Wir sind uns sicher, dass Weltfrieden nicht zu gewährleisten ist, wenn Atomwaffen geschaffen und erhalten werden. Alle Staaten müssen ihre Atomwaffen stetig abbauen“, so Onzhanov. „Eine der wichtigsten Prioritäten meines Landes ist, den Frieden in der Welt zu wahren und Konflikte zu beenden.“ Im Jahr 2009 riefen die Vereinten Nationen den „Internationalen Tag gegen Nukleartests“ ins Leben. Initiator war die Republik Kasachstan. Der 29. August erinnert auch an die Schließung des sowjetischen Nukleartestgeländes im Jahr 1991, 150 Kilometer entfernt von der kasachischen Großstadt Semipalatinsk. Die Region um Semipalatinsk, heute Semei, war von 1949 bis 1989 eines der weltgrößten Testgelände für Atomwaffen.
In Kasachstan verblieb nach dem Zerfall der Sowjetunion das viertgrößte Atomwaffenarsenal der Welt. Kasachstan verzichtete 1991 freiwillig auf die Atomwaffen und schloss das Atomtestgelände. 2000 Nukleartests fanden seit 1945 weltweit statt. Nahe Kurtschatov zündeten die Sowjets am 29.08.1949 ihre erste Bombe. Noch heute werden in der Region Semei Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen geboren, kommt es zu Fehlgeburten. Aus der eigenen schmerzlichen Erfahrung heraus kämpfe die Republik Kasachstan daher für eine Welt ohne atomare Bedrohung, so Botschafter Onzhanov. Über eine Million Kasachen waren über 50 Jahre hinweg tödlicher Strahlung ausgesetzt, freigesetzt in 456 Nukleartests zwischen 1949 und 1989. Die freigesetzte Energie entspricht der von 2.500 Hiroshima-Bomben. Ganze Familien sind an den Folgen der Strahlung gestorben. Ein Gebiet der Größe Baden-Württembergs wurde durch die Tests atomar verseucht.
Kasachstan beteiligt sich weiter aktiv am Abbau von Atomwaffen. So unterzeichnete Kasachstan 1992 den nuklearen Nichtverbreitungsvertrag und stellte alle Nuklearobjekte unter die Kontrolle der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO). 2006 gründete Kasachstan auf UN-Initiative hin in Semei gemeinsam mit Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan die erste atomwaffenfreie Zone auf der nördlichen Erdhalbkugel. Die vom damaligen Präsidenten Nasarbajew auf der 70. Sitzung der UN-Vollversammlung vorgestellte „Universale Erklärung für eine Welt frei von Atomwaffen“ wurde am 07.12.2015 als offizielles Dokument der Vereinten Nationen angenommen. Kasachstan gehört zudem zu den 122 Mitgliedsstaaten der UN, die dem Vertrag über das völkerrechtliche Verbot von Atomwaffen zugestimmt haben.
Kasachstans Kampf gegen Atomwaffen: Chronologie
Anfang der 1990er Jahre zerstörte Kasachstan über 1000 megatonnenschwere Atomsprengköpfe, damals das viertgrößte Atomwaffenarsenal der Erde, inclusive 100 SS-18 Interkontinentalraketen mit dem bezeichnenden Namen „Satan“. Kasachstan widerstand der Versuchung, Atommacht zu werden.
Am 29.08.1991 schloss Kasachstan das Atomtestgelände Semipalatinsk. Zuvor fand dort der letzte Atomwaffentest im Juni 1989 durch die Sowjets statt.
1992 unterzeichnete Kasachstan den nuklearen Nichtverbreitungsvertrag und stellte alle Nuklearobjekte unter die Kontrolle der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO).
1993 schloss Kasachstan mit den USA ein Abkommen über die Zerstörung der Startsilos der Interkontinentalraketen.
Die Experten des Nationalen Nuklearzentrums Kasachstans (www.nnc.kz) schlossen zwischen 1996 und 2000 im Degelen-Massiv 181 Stollen und 13 ungenutzte Brunnen am Standort Balapan. NNC-Experten führen das radioökologische Monitoring weiter.
Am 08.09.2006 gründete Kasachstan auf UN-Initiative hin in Semei gemeinsam mit Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan die erste atomwaffenfreie Zone auf der nördlichen Erdhalbkugel. Die Staaten unterzeichneten einen Atomwaffensperrvertrag.
Kasachstan wurde im Jahre 2012 das 24. Mitglied der Globalen Partnerschaft gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen. Die Partnerschaft wurde auf dem G8-Gipfel 2002 initiiert.
Die vom damaligen Präsidenten Nasarbajew auf der 70. Sitzung der UN-Vollversammlung vorgestellte „Universale Erklärung für eine Welt frei von Atomwaffen“ wurde am 07.12.2015 als offizielles Dokument der Vereinten Nationen angenommen. Die Erklärung fordert die vollständige Beseitigung von Atomwaffen als einzige und absolute Garantie gegen den Einsatz oder die Androhung eines Einsatzes von Atomwaffen.
Kasachstan gehört zu den 122 Mitgliedsstaaten der UN, die dem Vertrag über das völkerrechtliche Verbot von Atomwaffen am 07.07.2017 zugestimmt haben. Der Vertrag wurde seitdem von 84 Staaten unterzeichnet und von 50 Staaten ratifiziert. Kasachstan hat den Vertrag am 02.03.2018 unterzeichnet, das Parlament ratifizierte ihn 2019.
Kasachstan ist weltweit der größte Produzent und Exporteur von Uran. Die „Uranbank“ der International Atomic Energy Association (IAEA) für Low enriched uranium (LEU) in Oskemen im Nordosten Kasachstans versorgt Länder, die nicht über Urananreicherungsanlagen verfügen, für zivile Zwecke mit nichtwaffenfähigem Uran. Kasachstan stellt die Infrastruktur für die Lagerung der IAEO-Brennstoffe zur Verfügung. Am 27.08.2015 unterzeichneten IAEO und Kasachstan einen Vertrag über den Aufbau der Internationalen Bank auf Basis des Ulbinsker Metallurgiewerkes. Am 29.08.2017 übergab Präsident Nasarbajew einen symbolischen Schlüssel zur Eröffnung der Bank an IAEO-Generaldirektor Yukiya Amano. Am 19.10.2019 wurde das erste Uran in der Bank eingelagert.
Einen Beitrag zur Verbreitung von Informationen über die humanitären Folgen von Atomtests und des Einsatzes von Atomwaffen leistet das von Kasachstan initiierte Projekt ATOM (Abolish Testing. Our Mission). Die Kampagne ruft Bürger, die das Ziel einer atomwaffenfreien Welt unterstützen, auf, sich aktiv für das Verbot von Atomwaffentests einzusetzen.
Kasachstan setzt alles daran, die ökologischen, sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen für die Menschen in der Region um Semei ständig zu verbessern. Ein UN-Bericht vom 16.09.2020 listet die Anstrengungen und Erfolge Kasachstans, die gemeinsam mit der Zivilgesellschaft und der internationalen Gemeinschaft erzielt wurden, auf. So soll Land wirtschaftlicher Nutzung zugeführt werden. Hierzu werden wissenschaftliche Daten erhoben, unter anderem in einem großangelegten Projekt mit der IAEA, um verlässliche Entscheidungsgrundlagen zu schaffen. 2008 begannen die NNC-Spezialisten mit einer umfassenden ökologischen Untersuchung des Testgeländes. Die Fläche von 18.311 Quadratkilometern wurde in 13 Teile unterteilt, die jeweils nach einem bestimmten Programm vermessen wurden.
Die Vermessung des letzten, „östlichen“ Teils mit einer Fläche von 2.058,5 Quadratkilometern wurde 2021 abgeschlossen. Bisher wurden 88,8 Prozent des gesamten Testgeländes vermessen. Es wurden mehr als zwei Millionen Feldmessungen und mehr als 100.000 Labormessungen durchgeführt. Basierend auf den Ergebnissen der Untersuchung wird der aktuelle radioökologische Zustand des Gebietes ermittelt. In diesem Jahr erarbeitet das Energieministerium ein Gesetz zur nuklearen Sicherheitszone Semipalatinsk. Das neue Gesetz soll die Strahlen- und Nuklearsicherheit kontaminierter Gebiete gewährleisten.
2019 wurde in Semei ein Zentrum für Traumatologie und Chirurgie und eine Spezialklinik für Augenmikrochirurgie eröffnet. In einem einzigartigen High-Tech-Projekt wird ein Hybrid-Operationssaal geschaffen, der Patienten eine umfassende medizinische Notfallversorgung, Herz- und Neurochirurgie mit innovativen Behandlungsmethoden bietet.
Dies sind nur einige Beispiele der vielfältigen Bemühungen, das ehemalige Atomtestgelände wieder erblühen zu lassen. Wo immer das möglich erscheint, tut Kasachstan alles, um den Bürger:innen dieser Region eine intakte und lebenswerte Heimat zurückzugeben.
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