Berlin (ots) –
Die Gründe, warum Menschen den Notruf wählen, sind vielschichtig. Aber immer öfter wird der Rettungsdienst auch bei nicht lebensbedrohlichen Verletzungen oder Erkrankungen gerufen. Laut der Gesundheitsberichterstattung des Bundes sind in den vergangenen 15 Jahren die Einsatzzahlen stetig gestiegen. Von14.169.254 Einsätzen in den Jahren 2008/2009 auf 16.369.291 in 2016/2017. Die Folge: Das System der präklinischen Notfallversorgung wird zunehmend belastet.
Daher hat die Johanniter-Unfall-Hilfe auf Basis ihrer Erfahrungen im rettungsdienstlichen Arbeitsalltag konkrete Vorschläge für eine Reform des bestehenden Systems erarbeitet und in dem Positionspapier „Der Patient im Mittelpunkt“ veröffentlicht. Die Hilfsorganisation ist im Rettungsdienst fest verankert. Ihre Notfall- und Rettungssanitäterinnen und -sanitäter sind bundesweit an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag im Einsatz – 2021 sind sie über 777.000 Mal ausgerückt.
Anlässlich der Übergabe des Positionspapiers an Prof. Dr. Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit, am 22. August 2022 in Hannover erläuterte Kevin Grigorian, Geschäftsbereichsleiter Rettung & Medizinische Dienste in der Bundesgeschäftsstelle: „Im Dialog mit der Politik möchten wir mit unseren Impulsen dazu beitragen, das System so zu verbessern, dass die Versorgung der Patientin oder des Patienten wieder in den Mittelpunkt rückt“.
Thomas Mähnert, Mitglied des Bundesvorstandes der Johanniter-Unfall-Hilfe, hob die Ziele hervor, die mit einer Reform erreicht werden sollten: „Die Patientinnen und Patienten sollen nah an ihren Bedarfen versorgt werden können. Dafür müssen Parallelstrukturen abgebaut werden, indem der Rettungsdienst eine wichtige Lotsenfunktion im Gesundheitswesen einnimmt. Gleichzeitig könnten durch die gezielte Nutzung von Synergien Kosten gesenkt werden.“
Die Lösungsansätze der Johanniter-Unfall-Hilfe im Einzelnen:
1. Der erste Ansatzpunkt ist die Etablierung einer Gesundheitsleitstelle mit der Möglichkeit, dem Patienten die geeignete Versorgungsstruktur zuzuweisen, bereits am Telefon telemedizinisch zu unterstützen und bei tatsächlichem Bedarf vor Ort verschiedene Rettungsmittel mit unterschiedlichen Prioritätsstufen zu alarmieren.
2. Ferner muss die präklinische Versorgung sektorenübergreifend gedacht werden. Dies bedeutet, dass die Akteure im Gesundheitssystem so vernetzt und in ihren Kompetenzen so ertüchtigt werden, dass sie über ihre aktuellen Arbeitsbereiche hinausreichende Aufgaben erledigen können und so z.B. der Rettungsdienst auch die ambulante Versorgung von Dauerkathetern vor Ort selbst durchführen kann.
3. Des Weiteren sollten die möglichen Anlaufpunkte optimiert werden. Gegenwärtig darf der Rettungsdienst Patientinnen und Patienten nur in die Kliniken verbringen. Dies führt unweigerlich zu einer starken Beanspruchung der dortigen Notaufnahmen. Um diese zu entlasten, sollte der Rettungsdienst stattdessen Menschen mit einfacheren Krankheitsbildern auch in ambulante Strukturen, z.B. Arzt- oder Bereitschaftspraxen oder in andere geeignete Versorgungseinrichtungen transportieren dürfen.
Hinweis für die Redaktionen:
Kevin Grigorian, Geschäftsbereichsleiter Rettung & Medizinische Dienste in der Bundesgeschäftsstelle steht gern für ein Interview zur Verfügung.
Das Positionspapier „Der Patient im Mittelpunkt“ als PDF zum Download unter: www.johanniter.de/der-patient-im-mittelpunkt/
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Juliane Flurschütz, Stellvertretende Pressesprecherin
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Bundesgeschäftsstelle
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