Rüsselsheim (ots) –
– Lange verschollen: Fotos zeigen das (fast) vergessene Opel-Projekt 1.5-23 COE
– Seiner Zeit voraus: Innovativer Frontlenker-Lieferwagen mit Art Déco-Stilelementen
– Große Tradition: Opel als Nutzfahrzeughersteller von Blitz bis Vivaro und Movano
Sensationsfunde sind rar – und doch gibt es sie. Bei einer Auktion entdecken die Experten von Opel Classic acht unbekannte Fotos eines Opel-Lieferwagens aus den 1930er Jahren. Zu dieser Zeit war Opel bei den Nutzfahrzeugen Marktführer mit verschiedenen Versionen des legendären Blitz, die jedoch alle über einen klassischen Aufbau mit langer Motorhaube und anschließender Fahrerkabine verfügten. Das bislang unveröffentlichte Bilderset beweist nun: Opel hatte zu dieser Zeit auch einen serienreifen Kleintransporter in Frontlenkerbauweise entwickelt – viele Jahre, bevor sich das Konzept mit flacher, nicht vorstehender Front weltweit verbreitete und zum heutigen Standard für leichte Nutzfahrzeuge bis hin zu Opel Vivaro (https://www.media.stellantis.com/de-de/opel/vivaro-e) und Movano (https://www.media.stellantis.com/de-de/opel/movano-e) wurde.
Auch Opel Classic-Leiter Leif Rohwedder ist von diesem Fund begeistert: „Das ist ein automobilhistorischer Paukenschlag. Die Bilder waren im Archiv von Opel nirgendwo vorhanden. Keine einzige Publikation hat nach heutigem Kenntnisstand das Fahrzeug je erwähnt. Das Wissen um den einzigartigen Prototyp war seit Jahrzehnten verschollen.“
Das soll sich nun ändern. Denn die Verantwortlichen bei Opel Classic beließen es nicht beim „Ausgraben“ der alten Aufnahmen, sie haben vom Prototyp des frühen Kleintransporters direkt ein Miniaturmodell anfertigen lassen – maßstabsgetreu und in den Farben der damaligen Zeit. So soll der Transporter im Miniformat ganz plastisch noch heute daran erinnern, was er im eigentlichen Sinne ist – der Urahn moderner Nutzfahrzeuge, mit dem alles seinen Anfang nahm.
Seiner Zeit voraus: Das Opel-Frontlenker-Konzept
Die acht historischen Aufnahmen zeigen einen wegweisend designten kompakten Opel Blitz-Transporter, der offenkundig fertig entwickelt und fahrbereit ist. Der Projektname ist auf der Rückseite neben dem damaligen Stempel der Opel-Fotoabteilung mit Bleistift vermerkt: 1.5-23 COE. Die Ziffern weisen auf den Hubraum (1488 cm3) und den ungefähren Radstand hin (2400 mm). Das Kürzel COE steht für „Cab Over Engine“, zu deutsch: Frontlenker.
Dieses Konzept war in den 1930er Jahren innovativ. Die Frontlenker-Bauweise sorgt gegenüber dem damals verbreiteten Haubenwagen-Design mit weit vorstehender Schnauze für kompaktere Außenmaße bei gleich großem Laderaum. Das kommt der Wirtschaftlichkeit und der Wendigkeit zugute. Der Motor befindet sich dabei unter oder kurz vor der Sitzbank.
Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren erste entsprechende Transporter nur in den USA, Deutschland und Frankreich in kleinen Stückzahlen auf dem Markt. Die einzigen beiden deutschen Frontlenker-Vertreter von Goliath und Magirus stammten aus den frühen 1930er Jahren und kamen mit einem spartanischen, würfelförmigen Führerhaus daher. Als Antrieb dienten ihnen Zweitakt-Zweizylindermotoren. Stattdessen war die Kundschaft dieser Zeit Autos mit langer Motorhaube gewöhnt, die auch der damalige europäische Nutzfahrzeug-Marktführer Opel in Nutzlastklassen von 0,3 bis 3,0 Tonnen unter den Namen „Lieferungswagen“, „Geschäftswagen“ und „Blitz“ erfolgreich im Angebot führte.
Progressives Design: Stromlinie und Art Déco fürs Auge potenzieller Kunden
Typisch für die mittlerweile 160-jährige Opel-Geschichte (https://www.media.stellantis.com/de-de/opel/press/opel-feiert-geburtstag-160-jahre-innovationen-fuer-millionen) zeigen die Ingenieure und Designer schon damals, was sie unter Innovationen verstehen, die im weiteren Verlauf zum Standard und für alle verfügbar werden sollen. So gestalten sie die Karosserie des Frontlenker-Blitz schnörkellos und funktional. Ein in den Grundzügen stromlinienförmiges Design und die großen glatten Flächen unterstreichen die Modernität des Konzepts. Die schwarz abgesetzten Kotflügel sind eine Referenz an die bestehenden Opel-Nutzfahrzeuge und sorgen für einen optisch homogenen Auftritt der Modellpalette. Seinen progressiven Charakter erhält der Wagen durch die markante Front mit Art-Déco-Zierelementen. Sie betonen ausnahmslos die Horizontale und verleihen dem Nutzfahrzeug ein modernes und freundliches Gesicht. Ein Lieferwagen mit Sympathie-Faktor – damals ein völlig ungewohnter Anblick. Der Art-Déco-Stil war übrigens Ende der 1930er Jahre bei allen Opel-Pkw angesagt: bei den Modellen Kadett und Olympia genauso wie bei Super 6, Kapitän und Admiral.
Moderner Motor, bewährte Technik: Opel-Ingenieure schöpfen aus dem Vollen
Die inneren Werte des Transporters fußen auf der langjährigen Erfahrung Opels. Die Rüsselsheimer Ingenieure können seinerzeit auf Komponenten aus anderen Modellen zurückgreifen – etwa den brandneuen 1,5-Liter-Vierzylinder des Olympia oder die Achsen des bewährten Blitz-Eintonners. Die Karosserie ist – von Trennwand, Ladeboden und einem Teil des Dachs abgesehen – in fortschrittlicher Ganzstahl-Bauweise ausgeführt.
Viel ist über die technischen Details des Blitz 1.5-23 COE nicht bekannt. Immerhin stießen die Opel Classic-Experten nach intensiver Suche im Opel-Archiv doch noch auf ein Dokument, in dem das Fahrzeug Erwähnung findet: eine englischsprachige Informationsbroschüre für das Modelljahr 1937. Dieser kann neben der zeitlichen Einordnung und einigen Eckdaten entnommen werden, dass es neben der Eintonner-Variante, die auf den Bildern zu sehen ist, auch einen 1,5-Tonner mit Sechszylinder und Zwillingsbereifung geben sollte.
Darüber hinaus konnten durch den Fotofund nun auch fünf im Opel-Archiv befindliche Profil-Zeichnungen zugeordnet werden. Sie zeigen neben dem Lieferwagen auch Pritschenwagen – und eine 15-sitzige Kleinbus-Variante des Blitz 1.5-23 COE.
Zu früh zu fortschrittlich: Es bleibt beim Prototyp
Die Gründe, warum der fortschrittliche Blitz-Eintonner-Lieferwagen nicht in Serie geht, liegen wohl in den deutschen Kriegsvorbereitungen in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre. Leichte Nutzfahrzeuge waren als nicht kriegswichtig eingestuft, Opel musste mit einer erzwungenen Einstellung des Fahrzeugs rechnen. Der seit 1933 angebotene Blitz-Eintonner mit Haube wird dann auch 1940 auf Anweisung vom Markt genommen. Die Wiederaufnahme der Fahrzeugproduktion in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre erfolgt mit den nur leicht modifizierten Vorkriegsmodellen Olympia, Kapitän und Blitz 1,5-Tonner. Und ab den 1950er Jahren konzentriert sich Opel dann erfolgreich auf die Entwicklung von Personenwagen und setzt hier zunächst die unternehmerischen Schwerpunkte.
Opel-Nutzfahrzeuge heute: Kompakt, topmodern – und elektrisch
Doch auch das Angebot an Lieferwagen entwickelt Opel parallel dazu kontinuierlich weiter, das schließlich im heute erfolgreichen Nutzfahrzeugtrio aus kompaktem Opel Combo (https://www.media.stellantis.com/de-de/opel/combo-e-cargo), dem Allrounder und Bestseller Opel Vivaro (https://www.media.stellantis.com/de-de/opel/vivaro-e) sowie dem Größten im Bunde, dem Opel Movano (https://www.media.stellantis.com/de-de/opel/movano-e), mündet.
Hier ist Opel wieder einmal Vorreiter. Denn schon heute ist die gesamte Nutzfahrzeugpalette mit dem Blitz batterie-elektrisch erhältlich. Elektromotoren mit Leistungen bis 100 kW/136 PS und Batterien mit bis zu 75 kWh Kapazität inklusive der passenden Ladelösungen halten die Gewerbetreibenden dabei verlässlich mobil.
Doch Opel denkt weiter und hält schon jetzt die ideale Lösung für Flottenkunden bereit, die lokal emissionsfrei weite Strecken absolvieren wollen und schnell auftanken müssen: den elektrisch fahrenden Wasserstoff-Brennstoffzellen-Transporter Vivaro-e HYDROGEN (https://www.media.stellantis.com/de-de/opel/vivaro-e-hydrogen), der vollgetankt bis zu 400 Kilometer weit fahren kann (gemäß WLTP[1]). Das Auftanken mit Wasserstoff dauert dabei gerade einmal drei Minuten. Mit diesem Konzept stellt der Vivaro-e HYDROGEN die nächste Stufe der Elektrifizierung bei Opel dar.
[1] Die angegebene Reichweite wurde anhand der WLTP Testverfahren bestimmt (VO (EG) Nr. 715/2007 und VO (EU) Nr. 2017/1151). Die tatsächliche Reichweite kann unter Alltagsbedingungen abweichen und ist von verschiedenen Faktoren abhängig, insbesondere von persönlicher Fahrweise, Streckenbeschaffenheit, Außentemperatur, Nutzung von Heizung und Klimaanlage sowie thermischer Vorkonditionierung.
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