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Corona pusht Digitalisierung/In der Pandemie zeigt sich der desolate Status der Digitalisierung im öffentlichen Sektor/Doch sie offenbart auch Chancen, so Glasfaserexperte Dr. Martin Fornefeld

Düsseldorf (ots) – Die Corona-Pandemie zeigt, wo Deutschland in Sachen Digitalisierung wirklich steht. Während privatwirtschaftliche Dienstleister von jetzt auf gleich auf den Modus ‚Home-Office‘ umschalten, zeigt sich im öffentlichen Sektor ein ganz anderes Bild: Digitaler Unterricht ist weitestgehend auf das Versenden von Emails beschränkt. Die Videosprechstunde beim Arzt bleibt eine Ausnahme. Und Bürgerbüros in den Rathäusern werden geschlossen – und beweisen damit einmal mehr, dass sie vielfach bei der digitalen Terminvereinbarung und der Bestellung von Wunschkennzeichen stehen geblieben sind.

Herr Dr. Fornefeld, Sie wiederholen seit Jahren fast gebetsmühlenartig Ihren Ruf nach der Notwendigkeit von Glasfasernetzen. Wie erleben Sie Deutschland mitten in der Corona-Pandemie?

Zunächst einmal geht es jetzt natürlich darum, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Das hat oberste Priorität. Gleichzeitig aber müssen wir zusehen, dass wir die Auswirkungen des immer weiter zurückgeschraubten öffentlichen Lebens in den Griff kriegen. Die Privatwirtschaft ist fast von heute auf morgen auf dezentrales Arbeiten umgestiegen, wo immer es möglich ist. Der öffentliche Sektor hingegen tut sich sehr, sehr schwer.

Wie zeigt sich das?

Schauen Sie sich unsere Schulen in Zeiten der Schulschließungen an. Schülerinnen und Schüler werden in den meisten Fällen gerade mal per Emails mit Unterrichtsmaterial versorgt. Viele Schulen schnüren auch noch Papierpäckchen, um Lernstoff zu verbreiten. Das kann in einem Hightech-Land wie Deutschland nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Aber Corona hat doch alle, also auch unsere Bildungslandschaft, völlig unvorbereitet getroffen.

Unsere Nachbarländer machen uns zum Teil vor, wie sie mit der neuen Situation umgehen. Schüler lernen in der Cloud und auf Lernplattformen, haben schon seit Jahren Apps, die ihre gesamte schulische Laufbahn abwickeln. Das gibt es auch hier, in Schulen, die schon früh auf Digitalisierung gesetzt haben. Aber die sind bei weitem die Ausnahme.

Aber genau dafür hat doch der Digitalpakt Schule seit Anfang 2019 fünf Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

Na ja, zunächst einmal ist davon bislang nur ein Bruchteil abgefragt worden. Wir stehen bei der Digitalisierung unserer Schulen leider noch ganz am Anfang – vom virtuellen Klassenzimmer sind wir noch weit entfernt, obwohl die Lösungen alle da sind!

Sie nennen neben den Schulen aber auch Arztpraxen und Bürgerämter als Beispiele für Deutschlands Digitalisierungsversagen.

Schon seit 2018 ist die virtuelle Sprechstunde in Deutschland auch ohne persönlichen Erstkontakt zwischen Patient und Arzt erlaubt. Doch die Methode der Videokonsultation des Arztes ist bislang nicht in die Gänge gekommen, weil weder Regelungen zum E-Rezept noch zu E-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen umgesetzt wurden. Das ist doch absurd. Stand heute stellen einige Anbieter in der Corona-Krise ihre Lösungen zur Online-Sprechstunde Arztpraxen kostenlos zur Verfügung. Damit retten sie vielleicht Menschenleben, wenn die Angebote bekannt gemacht und umgesetzt werden.

Sie monieren aber auch Rathäuser und Bürgerämter. Warum?

Immer mehr Ämter und Bürgerbüros, die die Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern gewährleisten sollen, schließen in der Corona-Krise ihre Türen. Übrig bleiben Online-Angebote, die häufig nicht mehr als die Bestellung von Wunschkennzeichen anbieten und digitale Terminvereinbarungen, die gerade nicht mehr stattfinden. Eine Studie der Hans Böckler Stiftung aus September 2019 zur „Digitalisierung der Bürgerämter in Deutschland“ stellt uns ein schlechtes Zeugnis aus: In den Bereichen der digitalen Verwaltungskommunikation und der medienbruchfreien Abschließbarkeit von Verwaltungsvorgängen stellt sie „bestenfalls eine moderate „E-Government-Performanz“ fest. Deutschlandweit gibt es danach beispielsweise keine einzige Verwaltungsleistung, die in allen Bürgerämtern als online abschließbar einzustufen wäre.

Steckt in der derzeitigen Krisensituation auch eine Chance für die Digitalisierung?

Jetzt offenbart sich klarer als je zuvor, dass Digitalisierung kein Selbstzweck ist. Sie ist Voraussetzung für eine Fortsetzung unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens – nicht nur in Krisenzeiten. Ich sehe eine große Chance in der aktuellen Situation. Wir alle machen gerade eine steile Lernkurve durch. Dezentrales Arbeiten wird die Regel und bei allen Startschwierigkeiten zeigt sich überall eine unglaubliche Kreativität, technische Möglichkeiten auszuprobieren. Wir lernen alle voneinander, weil die Situation das erfordert. Dieses Miteinander, diese Haltung, dieses Nach-Vorne-Schauen und Miteinander-Gestalten, das wünsche ich mir für die Zukunft, wenn wir Corona gemeistert haben. Aber vergessen Sie nicht: Videokonferenzen, Cloudlösungen, digitale Plattformen, Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen, all das braucht schnelles Internet. Daher muss der Glasfaserausbau ohne jedes Wenn und Aber konsequent fortgeführt werden!

Der Text ist zur Veröffentlichung freigegeben. Wir freuen uns über ein Belegexemplar.

Über MICUS Strategieberatung GmbH

MICUS Strategieberatung GmbH ist eines der deutschlandweit führenden Beratungsunternehmen in den Bereichen Breitbandausbau, Glasfasernetzplanungen, Geschäftsfeldentwicklungen sowie Digitalisierungsstrategien. Wir unterstützen und beraten unsere Kunden in ihren wichtigsten Entscheidungsprozessen. MICUS steht für maßgeschneiderte Lösungen und eine zielorientierte Umsetzung von Projekten. Seit unserer Gründung im Jahr 2000 lassen wir uns am Erfolg unserer Beratungsarbeit messen. Unser Erfolg spiegelt sich an der Vielzahl zufriedener Kunden und den erfolgreichen Umsetzungen unserer Planungen wider. Nach unseren Plänen wurden bereits Breitbandprojekte in über 150 Landkreisen und Kommunen mit mehreren Millionen Einwohnern mit und ohne Förderung durchgeführt.

Pressekontakt:

Monika Rech-Heider
rheintext medien
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