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Eine Tortur, die auf einem Teller in einem Touristenressort endet: Kälbertransporte auf die Kanarischen Inseln

Frankfurt/Main (ots) –

Wöchentlich werden Rinder unter unzumutbaren Bedingungen auf die Kanarischen Inseln verfrachtet. Diese Transporte sind extrem lang. Die Tiere stehen nicht selten über 100 Stunden nonstop auf dem Lkw. Jetzt im Sommer kommt brütende Hitze hinzu, schlechte Wasserversorgung, kein oder zu wenig Futter, Stehen im eigenen Kot und Urin, Enge und beißender Ammoniakgestank. Auf den Inseln angekommen erwartet die wenige Monate alten Tiere der Tod auf der Schlachtbank. Angekurbelt wird dieser Handel durch Subventionen und Schlachtprämien.

Die Kälber, die auf den Kanaren geschlachtet werden, kommen z. B. aus Frankreich, Spanien, Deutschland, den Niederlanden, Irland oder Dänemark. Manche haben bereits einen Langstreckentransport hinter sich, denn sie wurden im Alter von wenigen Wochen nach Nordspanienzur Mast gebracht. Andere werden direkt aus ihrem Ursprungsland auf einen der längsten Transporte innerhalb der Europäischen Union (EU) geschickt. Allein die Fährüberfahrt vom südspanischen Hafen Cádiz dauert mindestens eineinhalb Tage. Doch zuvor sind die Tiere teilweise schon Tage unterwegs. Auf den Kanaren angekommen geht die Odyssee oft weiter: lange Wartezeiten wegen schlechter Organisation, Umladungen auf kleinere Lkw oder Insel-Hopping von den Hauptinseln auf eine der kleineren Kanaren.

Dass insbesondere Langstreckentransporte im höchsten Maß belastend und gefährlich für die Tiere sind, ist wissenschaftlich bewiesen und steht außer Frage. Besonders brenzlig wird die Situation bei hohen Temperaturen. In der Enge der Transporte haben die Tiere keine Chance, sich auszuweichen und ihre Körpertemperatur zu regulieren. In aller Regel haben sie auch keine Möglichkeit, sich hinzulegen, und wenn sie es tun, ist die Gefahr hoch, dass sie von den anderen Tieren aufgrund des Platzmangels niedergetrampelt werden. So führt der ständige Bewegungsausgleich im Stehen auf dem schwankenden Schiff schnell zur völligen Erschöpfung. Hinzu kommen Durst, Hunger und der beißende Ammoniakgestank ihres Urins und Kots.

Nach der EU-Tierschutztransportverordnung dürfen Rinder maximal 29 Stunden am Stück transportiert werden. Danach müssen sie für 24 Stunden vom Lkw entladen und versorgt werden und in einem Stall ruhen können. Doch für Fährtransporte innerhalb der EU macht der Gesetzgeber eine absurde Ausnahme: Diese werden als Seetransporte angesehen und die Zeit auf der Fähre gilt daher als Neutralzeit, die nicht zur Transportzeit hinzugerechnet wird – obwohl die Tiere auf dem Schiff in dem beengten Lkw verbleiben müssen und der Fährtransport höchstwahrscheinlich noch belastender ist als der Straßentransport.

Im Juli und August 2022 dokumentiert die Tierschutzorganisation Animals‘ Angels gemeinsam mit ihrer spanischen Partnerorganisation ANDA mehrere Tiertransporte auf dieser Route. Die Ergebnisse der Vorortrecherchen sind erschütternd: ein totes Kalb, Temperaturen bis 39 °C im Inneren der Lkw während der Überfahrt, stundenlanges Warten auf die Entladung nach der Ankunft auf den Kanaren. Lkw, die für die Überfahrt kein Halm Futter für die Tiere dabeihaben, und vollkommen durchnässte und von Exkrementen verschmutzte Einstreu. Chaotische Umladungen der Tiere am Straßenrand oder die Weiterfahrt von Teneriffa auf die Insel La Palma, ohne den Tieren eine Pause zu gönnen. All diese Beispiele stellen Verstöße gegen die EU-Transportverordnung zum Schutz der Tiere dar. Auch der Zustand der Mastbetriebe ist teilweise verheerend. Auf Gran Canaria führt uns ein Transport zu einer riesigen Anlage, in der wir auch einige deutsche Kälber treffen. Der Stall ist vollkommen verdreckt, ein Teil der Tiere steht bei über 30 °C dicht gedrängt und knöcheltief im Mist unter einem niedrigen Wellblechdach. Andere sind schutzlos der prallen Sonne ausgesetzt.

Was uns auch schockiert, ist die Mitschuld der Amtstierärzte. Wegen der anhaltenden Hitzewelle in Spanien hätten all diese Transporte untersagt werden müssen. Genauso schlimm ist ihre Gleichgültigkeit: So genehmigte ein französischer Tierarzt einen Transport aus dem Südosten Frankreichs über Cádiz und Teneriffa auf die Insel La Palma unter der Vorgabe, dieser würde nur 12 Stunden dauern. Tatsächlich dauerte dieser Transport jedoch über 100 Stunden.

„Ich bin jedes Mal aufs Neue schockiert darüber, was ‚Schlacht’tiere in der EU aushalten müssen. Jeder Transport bedeutet Stress und Leiden für die Tiere, aber diese Route ist besonders schlimm, wegen ihrer extremen Länge und des hohen Seegangs auf dem Atlantik“, sagt Chloé Favorel, Projektassistentin bei Animals‘ Angels.

In ihrem gemeinsamen Positionspapier zur Überarbeitung der EU-Rechtsvorschriften für Tiertransporte fordern Deutschland, die Niederlande, Belgien, Dänemark und Schweden die Einführung einer maximalen Beförderungsdauer von acht Stunden für alle zur Schlachtung bestimmten Tiere sowie dass die in einem auf ein Schiff verladenen Lkw zugebrachte Zeit nicht als Ruhezeit, sondern als Beförderungszeit betrachtet wird.

Wir begrüßen diese Forderungen sehr. Es ist höchste Zeit, dass den vollkommen unnötigen und qualvoll langen ‚Schlacht’tiertransporten ein Ende gesetzt wird.

Pressekontakt:

Julia Havenstein
Handy: +49 (0)170 55 77 024
E-Mail: julia@animals-angels.de

Animals‘ Angels e.V.
Rossertstr. 8
60323 Frankfurt

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