Berlin (ots) –
Gewerkschaftschef für Kohlestrom und CCS-Technologie / Scharfe Kritik an Umweltschützern
Angesichts der drohenden Gasknappheit fordert der Chef der Chemiegewerkschaft IGBCE, Michael Vassiliadis, ein Comeback der Kohle – kombiniert mit einem neuen Anlauf, in Deutschland klimaschädliches CO2 unter die Erde zu pressen. „Wir werden alles brauchen, was wir kriegen können“, sagte Vassiliadis im Gespräch mit CAPITAL (Ausgabe 08/2022, EVT 14. Juli), und fügte hinzu: „Wir haben genug Kohlekapazitäten.“ Was nach dem Atomausstieg 2011 möglich gewesen sei – die verstärkte Produktion von Kohlestrom -, sollte auch jetzt möglich sein.
Zugleich solle Deutschland die sogenannte CCS-Technologie ermöglichen, mit der das Klimagas CO2 in der Erde gespeichert werden kann. Er beklagt, dass der Stromkonzern Vattenfall einst 1 Mrd. Euro für ein CCS-Forschungsprojekt habe abschreiben müssen, „weil die Umweltszene damals dafür gesorgt hat, dass aus CCS in Deutschland nichts wird. Das ist doch absurd!“
Der Vorstoß des mächtigen Gewerkschaftschefs gibt einen Vorgeschmack auf die heftigen Debatten, die Deutschland für diesen Herbst bevorstehen. Vassiliadis sitzt auch im Aufsichtsrat des Chemiekonzerns BASF, des größten Gasverbrauchers des Landes, der bei einem Lieferstopp aus Russland von einem Produktionsstopp akut bedroht wäre. Tatsächlich hätte Deutschland mit der Kohle einen heimischen Energieersatz, will diesen aber eigentlich nicht mehr einsetzen. CCS ist in Deutschland zwar nicht verboten, die infrage kommenden Bundesländer haben die Technik jedoch untersagt.
Vassiliadis verwies auf ein CCS-Projekt in Belgien. „In der Nordsee vor Antwerpen entsteht gerade eines der weltweit größten CCS-Projekte – gefördert von der EU.“ Das locke bereits deutsche Chemieunternehmen an. Neben Belgien investiert Norwegen in die Technologie – dort sogar unterstützt von Klimagruppen. Deutschland würde sein CO2 dann schlicht per Pipeline dorthin exportieren.
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