Bad Tölz / Würzburg (ots) –
Vom 10. bis 23. Juli 2022 engagieren sich gut 30 Ehrenamtliche des Bergwaldprojekts beim Forstbetrieb Bad Tölz des Unternehmens Bayerische Staatsforsten. Die Freiwilligen arbeiten jeweils eine Woche in den Wäldern des Forstbetriebs an verschiedenen Arbeitsstellen. Dabei werden die Freiwilligen auch für das Thema Jagd sensibilisiert und lernen die Notwendigkeit der Jagd für das Waldökosystem und den genetischen Anpassungsprozess der Baumarten kennen. Ziel der Arbeitswochen ist die konkrete Unterstützung des örtlichen Jagdmanagements durch unterschiedliche Arbeiten in den Wäldern am Einsatzort.
„Zu einem gesunden Waldökosystem gehören gesunde und in ihrer Dichte an das Gesamtsystem angepasste Wildtierpopulationen. Maßgeblich dafür, ob die Wilddichten als angepasst gelten können ist, ob sich der Wald in ausreichender Qualität und Quantität verjüngt“, so Christoph Wehner, Förster und Vorstand des Bergwaldprojekts.
In naturnahen und intakten Wäldern mit Vorkommen von Wolf, Luchs und Bär ist das beispielsweise der Fall. In Deutschland findet sich jedoch weltweit eine der höchsten Rot- und Rehwilddichten. Verbissgutachten zeigen regelmäßig, dass die natürliche Verjüngung des Waldes und damit die Regenerationsfähigkeit unserer Waldökosysteme stark gefährdet ist. „Eine unter ökologischen Gesichtspunkten ausgerichtete Jagd verfolgt also primär das Ziel, eine durch menschliche Einflüsse überhöhte Wilddichte auf ein naturverträgliches Maß einzuregeln“, so Wehner.
Zu hohe Wildbestände gefährden Waldverjüngung
Um die für stabile Waldbestände gebotene Verjüngung sicherzustellen und die daher notwendige Bejagung des Rot-, Reh- und Gamswildes zu ermöglichen, werden die Freiwilligen unter Wehners Anleitung und unter der Regie von Revierleiter Karlheinz Wohlmann vom Forstbetrieb Bad Tölz tätig. Zur Unterstützung der Jagd werden Arbeitssteige angelegt und instand gesetzt, jagdliche Einrichtungen zur Unterstützung der Regiejagd aufgebaut, Schussschneisen freigeschnitten und Bergwiesen abgerecht, um artenreiche Wildwiesen als Äsungsflächen zu erhalten und dem Wild Nahrungsalternativen zu bieten, die den Verbissdruck auf junge Bäume reduzieren.
Klima-Anpassungsprozess der Baumarten braucht zahlreiche Naturverjüngung
Eine möglichst individuenreiche Verjüngung ist vor allem bei der Buche unerlässlich. Die Buche ist für ihre Anpassungsfähigkeit gegenüber sich ändernden Umwelteinflüssen bekannt. Sie kommt vom Süden Italiens bis zum Süden Skandinaviens vor und deckt damit eine große Bandbreite klimatischer und standörtlicher Bedingungen ab. Vor dem Hintergrund des Klimawandels ein Grund zur Hoffnung. Dieses genetische Potential kann sie aber nur ausspielen, wenn sie es über eine individuenreiche Verjüngung auf der Fläche entfalten kann. Ein Umstand, der auch für alle anderen Baumarten zutrifft. Das heißt, es ist nicht nur von Bedeutung, ob sich eine Baumart verjüngt, sondern auch mit welchen Individuenzahlen sie das auf der Fläche tut. Sind die Wildbestände zu hoch und wird die Verjüngung aufgefressen, verpufft der mögliche, aber dringend notwendige genetische Anpassungsprozess an die sich verändernden Klimabedingungen.
Bergwaldprojekt e.V.
Das Bergwaldprojekt mit Sitz in Würzburg organisiert deutschlandweit Freiwilligen-Einsätze. Im aktuellen Jahr werden ca. 4.000 Menschen in über 160 Projektwochen an mehr als 80 Einsatzorten aktiv. Schwerpunkte der Arbeiten sind neben Waldumbau und -pflege auch Moorrenaturierungen sowie der Biotop- und Artenschutz.
Ziele der Arbeitseinsätze sind der Schutz und die Wiederherstellung der Ökosysteme, den Freiwilligen die Bedeutung und die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und eine breite Öffentlichkeit zu einem naturverträglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu bewegen. Der Verein finanziert sich größtenteils aus Spenden.
Pressekontakt:
Peter Naumann
Pressesprecher Bergwaldprojekt e.V.
E-Mail: presse@bergwaldprojekt.de
Telefon: Tel.: 0831 – 512 76 35
Pressekontakt vor Ort:
Rudolf Plochmann
Forstbetriebsleiter, Bayerische Staatsforsten
Forstbetrieb Bad Tölz
Tel.: 08041- 7649 0
E-Mail: rudolf.plochmann@baysf.de
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