Mogadischu (ots) –
Somalia wird nach Angaben der SOS-Kinderdörfer von der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten heimgesucht. Dem Welthunger-Index (WHI) zufolge ist die Ernährungslage in vielen Teilen des Landes lebensbedrohlich. Rund 7,7 Millionen Menschen in Somalia seien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Vor allem Kinder seien gefährdet und litten unter Mangel- und Unterernährung.
„Die Menschen kommen in einem sehr kritischen Zustand zu uns. Oft sind sie lange Strecken gelaufen und haben seit Tagen nichts gegessen und kaum getrunken“, sagt Dr. Mohamed Dakane, Leiter des Gesundheits- und Ernährungsprogramms der SOS-Kinderdörfer und der SOS-Mutter-Kind-Klinik in Somalia. Jeden Tag bildeten sich lange Schlangen vor der Klinik.
Etwa 241.000 Kinder in Somalia seien akut unterernährt, davon 57.000 schwer. Die Gesamtzahl der unterernährten Kinder sei allein im letzten halben Jahr um 7 Prozent gestiegen. „Ausbrüche von übertragbaren Krankheiten wie Masern und akuter wässriger Diarrhöe verschlimmern das Gesamtbild, da diese Krankheiten für stark geschwächte Kinder lebensgefährlich sein können“, sagt Dakane.
Die SOS-Kinderdörfer betreiben fünf medizinische Zentren in Somalia. Dort kümmern sich die Ärzte und Krankenschwestern hauptsächlich um unterernährte Frauen und Kinder, die mit ihren Familien aus den ländlichen Regionen in die Städte geflohen sind, weil auf den trockenen Feldern nichts mehr wachse und das Vieh verdurste.
Die Auswirkungen der Klimakrise auf die Ernten würden nun zusätzlich durch die Folgen des Ukraine-Krieges verschärft: Lebensmittelpreise und Transportkosten für Weizenmehl stiegen, die Menschen könnten sich Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten. 70 Prozent der Familien hätten keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Darüber hinaus gibt es in dem Land kein funktionierendes Gesundheitssystem. Somalia gilt als eines der gefährlichsten Länder der Welt. Verschiedene Regierungen haben rund 30 Jahre lang vergeblich versucht, Frieden und Ordnung in das Land zu bringen. Täglich kommt es laut den SOS-Kinderdörfern zu bewaffneten Konflikten, an denen Kindersoldaten beteiligt sind.
Die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren sei hoch. Eines von zehn Kindern in Somalia sterbe vor seinem ersten Geburtstag. Die Hauptursachen: Schwere Unterernährung und Infektionskrankheiten. Dakane sagt: „Da es im Durchschnitt nur einen Arzt pro 20.000 Einwohner im Land gibt, sterben viele Kinder an leicht behandelbaren Krankheiten.“
Die Kliniken der SOS-Kinderdörfer seien für viele Familien eine Oase der Hoffnung. Hier erhielten somalische Mütter eine gute und – anders als in staatlichen Einrichtungen – kostenlose Behandlung für sich und ihre kranken Kinder. „Der Andrang ist riesig“, sagt Dakane. „Umso wichtiger, dass wir diese Kliniken weiter ausbauen, denn wenn wir nicht helfen, tut es niemand.“
Von der Weltbevölkerung vergessen: In zahlreichen Staaten kämpfen Kinder und Familien seit Jahren ums Überleben – im Schatten der Öffentlichkeit und zum großen Teil abgeschnitten von wirkungsvoller Hilfe. Die SOS-Kinderdörfer berichten in dieser Serie über die aktuelle Situation in Ländern, in denen die Klimakrise, die Corona-Pandemie und auch der Krieg in der Ukraine die ohnehin katastrophale Lage weiter zugespitzt haben. Über „Vergessene Krisen“ in Somalia, Madagaskar, Kolumbien, Guatemala und anderen Ländern.
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