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Kinderrechtsorganisation fordert Aufwertung sozialer Berufe statt Zwangsverpflichtung / SOS-Kinderdorf spricht sich gegen sozialen Pflichtdienst aus

München (ots) –

Zur Diskussion um eine soziale Pflichtzeit für junge Menschen erklärt Prof. Dr. Sabina Schutter, Vorstandsvorsitzende von SOS-Kinderdorf e.V.:

„Der Vorschlag, junge Menschen eine gewisse Zeit lang für soziales Engagement zu verpflichten kommt angesichts des jugendpolitischen Versagens in der Corona-Pandemie zur Unzeit. Statt mit solch einer Zwangsverpflichtung den Fachkräftemangel im sozialen Bereich zu bekämpfen, sollten junge Menschen Zeit für frei gewählte Entwicklungswege und zur selbstbestimmten Orientierung erhalten. Sie haben ein Recht selbst über ihre Zukunft zu bestimmen.

Kinder und Jugendlichen haben in den letzten zwei Jahren viel entbehrt und haben sich durch solidarisches Verhalten während der Pandemie mehr als ausgezeichnet. Sie haben bewiesen, dass sie die Bedürfnisse anderer Menschen wahrnehmen und durchaus Gemeinsinn haben. Sie jetzt für einen sozialen Dienst zu verpflichten ist unfair und auch keine sinnvolle Lösung für den Fachkräftemangel. Zumal sich viele bereits ehrenamtlich engagieren: 42 Prozent der 14-29 Jährigen leisten laut Familienministerium freiwillige Dienste; mehr als 80.000 absolvieren jährlich ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr.

Um noch mehr junge Menschen für soziales Engagement zu begeistern, braucht es keinen demotivierenden Zwang, sondern eine Aufwertung der bestehenden Möglichkeiten. Aufreibende Arbeitsbedingungen in Zeiten von Personalmangel und Überlastung wirken abschreckend. Eine nur knapp berechnete Aufwandsentschädigung sorgt zudem dafür, dass sich viele junge Menschen ohne entsprechenden familiären Hintergrund solch soziales Engagement schlichtweg nicht leisten können.

Junge Menschen sind keine Lückenbüßer für Versäumnisse in der Sozialpolitik; die Aufwertung und Besserstellung der Berufe in Pflege, Erziehung, Bildung und Gesundheitswesen ist eine vorrangige und drängende Aufgabe der Politik. Die Coronakrise hat deutlich gezeigt, dass diese Bereiche systemrelevant sind. Es kann nicht sein, dass diese Versäumnisse nun durch eine Dienstverpflichtung junger Menschen aufgefangen werden sollen.“

Der SOS-Kinderdorf e.V.: SOS-Kinderdorf bietet Kindern in Not ein Zuhause und hilft dabei, die soziale Situation benachteiligter junger Menschen und Familien zu verbessern. In SOS-Kinderdörfern wachsen Kinder, deren leibliche Eltern sich aus verschiedenen Gründen nicht um sie kümmern können, in einem familiären Umfeld auf. Sie erhalten Schutz und Geborgenheit und damit das Rüstzeug für ein gelingendes Leben. Der SOS-Kinderdorfverein begleitet Mütter, Väter oder Familien und ihre Kinder von Anfang an in Mütter- und Familienzentren. Er bietet Frühförderung in seinen Kinder- und Begegnungseinrichtungen. Jugendlichen steht er zur Seite mit offenen Angeboten, bietet ihnen aber auch ein Zuhause in Jugendwohngemeinschaften sowie Perspektiven in berufsbildenden Einrichtungen. Ebenso gehören zum SOS-Kinderdorf e.V. die Dorfgemeinschaften für Menschen mit geistigen und seelischen Beeinträchtigungen. In Deutschland helfen in 38 Einrichtungen insgesamt rund 4.600 Mitarbeitende. Der Verein erreicht und unterstützt mit seinen über 800 Angeboten rund 83.500 Menschen in erschwerten Lebenslagen in Deutschland. Darüber hinaus finanziert der deutsche SOS-Kinderdorfverein 91 Programme in 22 Fokusländern und ist in 110 Ländern mit Patenschaften aktiv.

Mehr Informationen unter www.sos-kinderdorf.de

Pressekontakt:

SOS-Kinderdorf e.V.
Magdalena Tanner
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