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Männerberater – wozu das denn jetzt?

Dresden (ots) –

Von Mann-Gesicht zu Mann-Gesicht – mit diesem Slogan bietet die Landesfachstelle Männerarbeit Sachsen seit kurzem eine Fortbildung zum Männerberater an. Die Fortbildung beginnt im September 2022.

Nico ist ein sympathischer Mann Anfang vierzig. Er ist selbständig, hat zwei Töchter und lebt in einer festen Beziehung. In einer Mail formuliert er seine Situation: „… Ich komme an manchen Punkten nicht mehr weiter … Dann gibt es Differenzen und unsere Auseinandersetzungen nehmen immer mehr zu … Ich bin ratlos und weiß nicht mehr weiter.“

Steffen ist Mitte fünfzig, leitender Angestellter, hat vier Kinder aus zwei Ehen und lebt in einer Beziehung. Im Gespräch öffnet er sich und spricht davon, wie er täglich über zwei Stunden in sozialen Medien verbringt. Das macht ihn unausgeglichen, zerrissen und beunruhigt ihn sehr. Er hat versucht, die Zeit zu reduzieren – alle Versuche schlugen fehl. „Was kann ich nur machen? Was ist los mit mir?“, fragt er.

Ahmet lebt seit zwanzig Jahren mit einer Frau zusammen die er nicht liebt. Als er achtzehn wurde verheiratete sein Vater ihn gegen seinen Willen. An Rebellion war nicht zu denken, gegen seinen Vater aufzubegehren wäre ein schwerer Verstoß gegen traditionelle Regeln gewesen. Ahmet lebt in einem Zwiespalt der ihn innerlich zerreißt. Nun holt er sich Hilfe und nimmt das erste Mal Beratung an Anspruch.

Das sind Beispiele von Männern die in Deutschland geboren und aufgewachsen, materiell abgesichert sind und mitten im Leben stehen. Sind ihre Probleme nun ein Fall für eine Psychotherapie, für den Urologen (eines der Argumente, wenn es um Beratung für Männer geht) oder für ein Gespräch mit Kumpels beim Bier?

Durch den gesellschaftlichen Wandel nimmt die Komplexität der Herausforderungen auch für Männer zu. Althergebrachte Sprüche wie „Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss“ oder „Männer haben keine Probleme, sie lösen sie“ verlieren in kritischen Situationen ihre Wirksamkeit und funktionieren nicht mehr. Was tritt jedoch dann ein? Studien belegen, dass Männer den Spagat zwischen den erlernten äußeren und inneren Anforderungen sowie ihren körperlichen und emotionalen Zuständen oft schlicht nicht stemmen können. Es fällt ihnen zudem schwer, sich zu öffnen, zu vertrauen und Hilfe zu suchen.

Die Angst vor Verletzungen, vor Bloßstellung und davor, ausgeschlossen zu werden, trägt dazu bei, dass Männer über sechzig Prozent mehr Zeit benötigen als Frauen, bis sie sich Hilfe holen. Aufgrund früher Gewalterfahrungen, von denen zwei Drittel aller Männer betroffen sind, legen sie sich stattdessen einen Schutzpanzer zu, der nach außen wie eine Black-Box wirkt. Diesen abzunehmen und Vertrauen aufzubauen, ist für Männer ein Schritt der Überwindung und fühlt sich meist an wie das Betreten eines neuen inneren Kontinents.

Gehen Männer zu einer Beratung, sehen sie sich manchmal Fachkräften gegenüber, zu denen sie nur schwer ein Vertrauensverhältnis aufbauen können. Denn in kritischen Phasen ihres inneren Konflikts wäre ein Gegenüber hilfreich, das ihren Nöten empathisch folgen kann und mit Geduld und Einfühlungsvermögen die „Blackbox Mann“ anhand reflektierter eigener Erfahrungen knackt. Männer orientieren sich in der Beratung an ihrem Gegenüber und öffnen sich nur, wenn sie nachvollziehbar verstanden werden. Gerade in der Phase des Überdenkens und Reflektierens der eigenen Position ist es hilfreich, dass der gegenübersitzende Mann gut in seiner eigenen Persönlichkeit verankert und reflektiert ist.

Die Reflektion des eigenen männlichen Lebens und die kritische Auseinandersetzung mit den aktuellen Anforderungen an Männer in der Gesellschaft sind zentrale Themen der Männerberaterfortbildung der Landesfachstelle Männerarbeit Sachsen in Dresden. Der Therapeut und Männerberater Enrico Bischof empfiehlt die Fortbildung mit den Worten: „Es ist notwendig, sich spezifische Expertise anzueignen, welche dem lebensweltlichen und männertheoretischen Hintergrund gerecht wird.“

Weitere Informationen zur Männerberaterfortbildung finden sich auf: www.maennerberater-fortbildung.de

Pressekontakt:

Matthias Mack
Landesfachstelle Männerarbeit Sachsen
matthias.mack@juma-sachsen.de
Schlesischer Platz 2
01097 Dresden
0351-27514553

Original-Content von: LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen e.V. – Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz, übermittelt durch news aktuell

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