Düsseldorf (ots) –
Der Koalitionsvertrag liegt vor! Auf 177 Seiten werden Absichten der neuen Regierung kundgetan. Ein Fokus des Vertrages liegt auf dem Ausbau des schnellen Internets. Wird jetzt das Warten auf Festnetz- und Mobilfunkausbau auf dem Lande, in den Schulen und Gewerbegebieten ein schnelles Ende haben? Dazu führen wir ein Interview mit dem Branchenexperten Dr. Martin Fornefeld von MICUS aus Düsseldorf.
Was ist die gute Botschaft im Koalitionsvertrag für den schnellen Internetausbau?
Dr. Fornefeld: Die gute Botschaft ist, dass der flächendeckende Ausbau von Glasfaser- und Mobilfunknetzen nach neuestem Standard das oberste Ziel ist. Das ist eine starke Botschaft und zeigt allen Marktteilnehmern, dass ein „Weiter so“ mit Kupfertechnologie nicht mehr im Fokus des Ausbaus stehen kann. Bei heute ca. 18 Prozent gebauter Glasfaseranschlüsse in Deutschland bleibt das eine Herkulesaufgabe, die uns die nächsten 10 bis 15 Jahre noch beschäftigen wird.
Wird mit dem neuen Koalitionsvertrag der Gasfaserausbau auf dem Lande beschleunigt?
Dr. Fornefeld: Ja, es werden dafür auf jeden Fall Eckpunkte genannt, die uns positiv stimmen. Vorrang soll der eigenwirtschaftliche Ausbau haben, aber es wird auch weiterhin die Förderung in unterversorgten und wirtschaftlich nicht tragfähigen Ausbaugebieten geben. Etwas irritierend ist in diesem Zusammenhang, dass explizit die weißen NGA-Flecken genannt werden, die aktuell nur noch 6 Prozent der bundesdeutschen Haushalte ausmachen, nicht aber die grauen NGA-Flecken. Diese sind derzeit Gegenstand der Förderprogramme. Und dies völlig zu Recht, da mehrere Millionen Haushalte und Einrichtungen, die knapp über der Grenze von 30 Mbit/s versorgt sind, nach dem Förderprogramm für weiße Flecken nicht förderfähig sind.
Welche Entwicklung sehen Sie beim Mobilfunkausbau und dem Schließen von Funklöchern?
Dr. Fornefeld: Es wird angekündigt, dass die Frequenzvergaben auf die Flächenversorgung ausgerichtet werden. Das ist nichts Neues, das sollte auch bei fast allen vorigen Vergaben passieren. Neu ist die Absicht, auch negative Auktionen bei der Frequenzvergabe vorzusehen. Das ist beachtlich, weil die Mobilfunknetzbetreiber bisher immer zu Recht behauptet haben, dass der Preis bei Frequenzversteigerungen sehr hoch wird und dass das Geld dann für den Ausbau fehlt. Das ist ja auch deshalb widersinnig, da aus den Einnahmen der Frequenzvergaben die Breitbandausbauförderung finanziert wurde.
Was hat Sie im Koalitionsvertrag überrascht?
Dr. Fornefeld: Der Vorrang der Betreibermodelle ist auffallend. In der Praxis haben die Betreibermodelle insbesondere für die Stadtwerke und kommunalen Unternehmen eine große Bedeutung. In einer Markterhebung aus diesem Jahr haben wir festgestellt, dass ca. ein Drittel der Stadtwerke in den Glasfasermarkt eingestiegen sind. Hier ist in der Tat noch Potential.
Bemerkenswert ist der angekündigte Aufbau eines Gigabit-Grundbuchs. Hier fehlen noch weitergehende Ausführungen. Aber aus der Praxissicht können wir nur alle Aktivitäten unterstützen, die deutschlandweit transparent und für jeden Interessierten aufzeigen, wo Glasfaserinfrastrukturen vorhanden und Anschlüsse auch buchbar sind. Wenn so ein Modell marktwirtschaftlich funktioniert, sind auch Vouchers nicht erforderlich.
Herr Dr. Fornefeld wir bedanken uns für das Gespräch.
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Herr Dr. Martin Fornefeld
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