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zeb European Insurance Study 2021: Versicherer bleiben im ersten Coronajahr auf Kurs

Münster (ots) –

Solvenz trotz sinkender Gewinne und Beiträge auf hohem Niveau / Direktvertrieb als Wachstumsmotor der gesamten Branche

Die 25 größten Versicherer bzw. Versicherungsgruppen in Europa sind im ersten Coronajahr 2020 grundsätzlich gut durch die Krise gekommen und auf Kurs geblieben. Dies zeigt die aktuelle European Insurance Study (EIS) von zeb. Zwar haben die Versicherer zum Teil höhere Einbußen bei Gewinn und Beiträgen hinnehmen müssen. Insgesamt jedoch war die Branche in Europa in einer guten Verfassung, als sie von der Krise getroffen wurde. Deshalb konnten die Unternehmen im Jahr 2020 überwiegend profitabel agieren. Besonders widerstandsfähig zeigten sich die 25 größten europäischen Versicherer bei der Solvenz. Diese sank im Krisenjahr 2020 nur unwesentlich und verblieb leicht unter Vorjahr auf einem sehr guten Niveau.

Dr. Jan Hendrik Sohl, Partner bei zeb, führt aus: „Europas Top-Versicherer haben die Verwerfungen im ersten Coronajahr weitgehend gut überstanden. Es ist ihnen gelungen, profitabel zu wirtschaften und angesichts schwieriger Rahmenbedingungen auf Kurs zu bleiben. Im Gegensatz zu anderen Branchen blieben die Versicherer damit ein Stabilitätsanker in der Coronapandemie.“

Versicherer waren 2020 profitabel

Die aktuelle European Insurance Study zeigt im Detail, wie die Coronakrise die Profitabilität der Versicherer beeinträchtigt hat. So gingen die Nettoerträge der Top-25-Unternehmen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel zurück. Ausschlaggebend dafür waren zum einen Einbußen bei der Kapitalanlage, zum anderen versicherungstechnische Aspekte. Dazu zählen höhere Schadenquoten durch den Ausfall von Veranstaltungen oder durch Betriebsschließungen. Beides hat die Eigenkapitalrendite gedrückt. Sie ist bei Europas Top-25-Versicherern im Jahr 2020 um 3,5 Prozentpunkte auf 7,6 Prozent gesunken. Dennoch lag sie weiter über den Kapitalkosten. Die Versicherer wirtschafteten 2020 also trotz Krise und Einbußen profitabel.

Solvenz in der Krise auf hohem Niveau

Bei der Solvenz konnten die Studienautoren von zeb kaum pandemiebedingte Auswirkungen ausmachen. Zwar sanken die entsprechenden Quoten im ersten Halbjahr 2020 zwischenzeitlich, dieser Effekt wurde jedoch im Laufe des Jahres weitgehend ausgeglichen. Die europäische Versicherungswirtschaft hielt ihre Solvenzquote mit durchschnittlich 236 Prozent nahezu konstant (2019: 242 Prozent). Mit 215 Prozent lag die Quote der für die EIS detailliert betrachteten Top-25-Versicherer ebenfalls auf einem sehr guten Niveau und damit weit oberhalb der durch Solvency II vorgeschriebenen 100 Prozent.

Prämien im Segment Leben schrumpfen

Nach zuletzt wachstumsstarken Jahren sind die europäischen Versicherer 2020 vor allem im Segment der Lebensversicherungen geschrumpft. Hier gingen die Bruttoprämien in einigen Märkten wie der Schweiz oder in Spanien um rund 20 Prozent zurück. Bei den Schaden- und Unfallversicherungen war hingegen nur eine moderate Wachstumsdelle zu erkennen, auch die Krankenversicherungen blieben stabil. Während die Prämien der Top-25-Versicherer in Europa im Durchschnitt um 6,9 Prozent sanken, fiel der Rückgang bei den Leben-dominierten Versicherungsgruppen mit 14 Prozent wesentlich deutlicher aus.

Erfolg durch fokussierte Produkt- und Vertriebsstrategie

Ein Kern der EIS beschäftigte sich mit der Frage, wie es Versicherern gelingen konnte, über Jahre konstant stärker zu wachsen als der Markt und so ihre Marktanteile zum Teil beeindruckend auszubauen. Einige Versicherer konnten diese mehr als verdoppeln. Dazu wurden die vier Versicherungsmärkte Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien über die Dekade von 2010 bis 2020 detailliert analysiert: Es zeigte sich, dass fast alle Outperformer eine fokussierte Produkt- und Vertriebsstrategie vorweisen konnten. Zudem ergab der Dekadenblick, dass Spezialisten auf allen vier Märkten erfolgreicher unterwegs waren als die Generalisten unter den Versicherungsunternehmen.

Direktvertrieb bleibt Wachstumsmotor der Branche

Wenig überrascht hat die Autoren der Studie, dass der Direktvertrieb von Versicherungsprodukten nach wie vor ein erheblicher Wachstumstreiber ist. So nahm dieser bezogen auf das Neugeschäft im Segment Schaden/Unfall in Deutschland in den letzten zehn Jahren von 9,4 Prozent (2010) auf 13,7 Prozent (2020) zu. Gleichzeitig konnten die größten Direktversicherer ihre Bruttoprämien von 1,3 Mrd. Euro (2010) auf 3,0 Mrd. Euro (2020) mehr als verdoppeln. In anderen europäischen Ländern wie Finnland, Großbritannien und Frankreich liegt der Anteil des Direktvertriebs im Segment Schaden/Unfall mit über 30 Prozent sogar noch deutlich höher.

Um den Direktvertrieb weiter zum Wachstumsmotor auszubauen, haben die Studienautoren konkrete Lösungsansätze und Erfolgsfaktoren herausgearbeitet. Hierzu gehören neben der Ableitung einer strategischen Stoßrichtung die Bündelung von Verantwortlichkeiten, eine transparente Erfolgsmessung und die Herstellung eines einheitlichen Datenhaushalts.

Guido Enck, Manager bei zeb, bemerkt abschließend: „Der Trend zum direkten, digitalen Verkauf von Finanzprodukten hat durch Corona einen weiteren Schub erhalten. Die Produkte sind noch einfacher und modularer geworden. Viele Menschen haben im Lockdown erkannt, wie einfach sich Versicherungen online abschließen lassen. Zukünftig wird ein organisches Wachstum ohne einen gut aufgestellten Direktvertrieb nicht mehr möglich sein.

Über die Studie:

Bereits im vergangenen Jahr hat sich zeb in der European Insurance Study 2020 mit den Folgen der Coronapandemie für die europäischen Versicherer beschäftigt. Die damalige Prognose von zeb lautete: Die Assekuranz wird die Auswirkungen der Krise deutlich spüren, aber existenzbedrohend ist sie nicht. Damit lagen die Studienautoren mit Blick auf die neue Auflage der EIS von November 2021 im Großen und Ganzen richtig. Ein Jahr später ließen sich die Folgen der Pandemie auf Basis neuer Daten nochmals besser einordnen.

Dazu haben die Studienautoren erneut die nach Bruttoprämien 25 größten europäischen Versicherer und Versicherungsgruppen unter die Lupe genommen. Diese Top 25 wurden hinsichtlich ihrer Profitabilität, ihrer Solvenz und ihres Wachstums analysiert, um ein umfassendes Bild der Branche zeichnen zu können. Darüber hinaus haben die Experten für eine Analyse des Wachstums Daten zum Gesamtmarkt ausgewählter europäischer Länder ausgewertet. Bei der Analyse der Solvenz wurden zudem Versicherer in den 31 Ländern des europäischen Wirtschaftsraums einbezogen.

Weitere Informationen zu European Insurance Study 2021 mit detaillierten Zahlen und Angaben zu den Top-Performern sowie Best-Practice-Beispielen am europäischen Versicherungsmarkt unter: European Insurance Study 2021 | zeb (zeb-consulting.com) (https://zeb-consulting.com/de-DE/publikationen/european-insurance-study-2021)

Als führende Strategie- und Managementberatung bietet zeb seit 1992 Transformationskompetenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich Financial Services in Europa. In Deutschland unterhalten wir Büros in Frankfurt, Berlin, Hamburg, München und Münster (Hauptsitz). Internationale Standorte befinden sich in Amsterdam, Kiew, Kopenhagen, London, Luxemburg, Mailand, Moskau, Oslo, Stockholm, Warschau, Wien und Zürich. Zu unseren Kunden zählen neben europäischen Groß- und Privatbanken auch Regionalbanken und Versicherungen sowie Finanzintermediäre aller Art. Bereits mehrfach wurde unser Unternehmen in Branchenrankings als „Bester Berater“ der Finanzbranche klassifiziert und ausgezeichnet.

Pressekontakt:

Franz-Josef Reuter
Senior Advisor/Head of Public & International Affairs
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