Emsdetten (ots) –
Komplett klimaneutral heizen – das ist in vielen Immobilien heute noch nicht möglich. Im Neubau vielleicht, aber bei Sanierungen trifft man häufig auf bauliche Rahmenbedingungen, die einen Kompromiss erfordern. Hier kommen hybride Heizungslösungen zum Einsatz. Dabei wird ein Wärmeerzeuger mit fossilem Brennstoff (in der Regel Gas) mit einem regenerativem Wärmeerzeuger kombiniert. So erreicht man zwar nicht Null-Emission, aber CO2-Einsparungen von 50 % und mehr sind möglich. Oft wird die Gasheizung nur noch zum Abfangen von Spitzenlasten verwendet, z.B. wenn es draußen wirklich richtig kalt ist oder eine ganze Fußballmannschaft nacheinander duscht. Den Rest der Zeit sorgt z.B. eine zugeschaltete Wärmepumpe für Warmwasser und Wärme. Eine ganz besondere Lösung einer hybriden Heizung ist die Brennstoffzellenheizung. Sie produziert nicht nur Wärme, sondern gleichzeitig auch noch Strom. Wie das funktioniert, erklärt Peter Kiewardt, Leiter Regenerative Energien, beim Hersteller Remeha.
Heizen mit einer Brennstoffzelle, das müssen Sie uns bitte einmal genauer erklären, Herr Kiewardt. Wie funktioniert das genau?
Da muss ich etwas weiter ausholen: Die Brennstoffzellenheizung wird – anders als z.B. ein Auto mit Brennstoffzellenantrieb – nicht mit Wasserstoff direkt versorgt, sondern es wird Wasserstoff aus Erdgas reformiert. Dieses geschieht innerhalb unserer Brennstoffzelleneinheit. Die eigentliche Brennstoffzelle, der sogenannte Brennstoffzellen-Stack, wird mit dem reformierten Wasserstoff betrieben. Das wird sich in Zukunft sicher ändern, wenn Wasserstoff flächendeckend vorhanden sein wird, aber aktuell kommt noch Erdgas als Energieträger zum Einsatz. Trotzdem ist das System der Brennstoffzellenheizung schon jetzt sehr nachhaltig, denn es werden am Ende bis zu 50 % CO2-Emissionen eingespart. Und das liegt daran, dass die Brennstoffzellenheizung nicht nur Wärme produziert, sondern gleichzeitig auch Strom. Der Strom fällt quasi als „Abfallprodukt“ bei der Wärmeerzeugung kostenlos mit an. Wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass Strom deutlich teurer ist als Gas, dann wird schnell klar, dass die Brennstoffzellenheizung auch wirtschaftlich sehr interessant ist.
Für wen eignet sich die Brennstoffzellenheizung und was kostet sie?
Sehr gute Frage. Unsere Brennstoffzelle, die eLecta 300, eignet sich mit Ihrer elektrischen Leistung von 750W hervorragend für den Ein- und Zweifamilienhausbereich. Denn hier hat man Standby-Verbräuche, wie z.B. Kühlschrank, Fernseher etc., die die eLecta exzellent versorgen kann. Damit ist ein hohes Maß an Eigenverbrauch gewährleistet. An Investitionskosten liegen wir hier bei ca. 35.000 Euro inkl. aller nötigen Nebenarbeiten. Aber es gibt aktuell eine sehr hohe staatliche Förderung. Unterm Strich bleiben aber sicher Kosten von über 20.000 Euro Eigenkapital, die man investieren muss. Trotzdem rechnet sich das für viele bereits nach 7 Jahren Betriebszeit.
Wie das?
Nun, zunächst einmal kostet eine herkömmliche Heizung ja auch Geld. Amortisieren müssen sich also nur die Mehrkosten. Und: Strom ist wie gesagt teurer als Gas. Wie große Gaskraftwerke auch nutzt man das Prinzip der Energieveredelung, wenn man Gas in Strom umwandelt. Wenn ich den selbstproduzierten Strom dann auch noch in hohem Maß selbst nutze und nicht teuer einkaufen muss, dann spart man natürlich viel Geld. In Zukunft wird der Strompreis sicher nicht sinken. Die Brennstoffzellenheizung ist darüber hinaus sehr wartungsarm. Das spart zusätzlich Kosten.
Wer ist der typische Brennstoffzellenheizungs-Besitzer?
Zu unseren Kunden gehören in erster Linie solche, die sich ein wenig vom Energiemarkt unabhängig machen wollen. Das Thema Nachhaltigkeit spielt ebenfalls für viele eine große Rolle. 50 % CO2-Einsparung sind schon ein Argument. Da gestaltet man die Energiewende aktiv mit.
Herr Kiewardt, danke für das informative Gespräch.
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