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Usbekistan: Bildung als Schlüssel für wirtschaftliche Erfolge

München / Taschkent (ots) – Vor wenigen Tagen folgte der frühere Präsident der Technischen Universität München (TUM), Prof. Dr. Wolfgang Herrmann einer Einladung des Präsidenten von Usbekistan Shavkat Mirziyoyev. Er reiste in die usbekische Hauptstadt Taschkent und besuchte dort neue Universität und schloß einen Vertrag über die Zusammenarbeit ab. Im Interview mit dem TV Sender O´zbekistan 24 zeigte er sich beeindruckt von den umfangreichen Bildungsreformen in Usbekistan.

In seiner Ansprache vom 25. Januar 2020 an das Oliy Majlis, das Parlament, hatte Präsident Shavkat Mirziyoyev festgestellt, dass „wir uns das Ziel gesetzt haben, einer Reihe von entwickelten Ländern beizutreten, und wir werden dies nur durch beschleunigte Reformen, die sich auf Wissenschaft, Bildung und Innovation stützen, erreichen“. Als Mitglied der Vereinten Nationen habe Usbekistan sich zudem verpflichtet, die Bildungsziele der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) unter Ziel 4: Effektive Lernergebnisse zu erreichen. Das Ziel sei es, bis 2030 allen Jungen und Mädchen eine kostenlose, faire und qualitativ hochwertige Sekundarbildung zu ermöglichen.

Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg! Usbekistan hat deshalb eine umfassende Neuerung in der Bildung eingeleitet. Das Land befindet sich auf dem Weg zu Demokratie und Marktwirtschaft. Präsident Shavkat Mirziyoyev führt das Land seit 2016 aus der Isolation, in der es seit Beginn der 90-er Jahre lebte. Jetzt soll Usbekistan einen Platz auf der internationalen Bühne finden. Das Tempo des Umbaus und die schon erzielten Erfolge sind beeindruckend. Verträge mit Universitäten im Ausland sowie mit der TUM sind jetzt wichtig, denn auch in der Bildung will Usbekistan schnell globale Standards erreichen. Der Besuch aus München war ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.

Zur Eröffnung der neuen Universität stellte der frühere Präsident der TUM fest: „Ich freue mich, die „Neue Usbekistan Universität“ anzukündigen. Die „Neue Usbekistan Universität“ wird ein erstklassiges Zentrum für Wissenschaft und Technik in Zentralasien und weltweit sein. Sie wird wirtschaftliches Wachstum und die Entwicklung Usbekistans und darüber hinaus eine Wissen-basierte Wirtschaft befördern.

Die technische Universität München wird ein strategischer und operativer Partner der „Neuen Usbekistan Universität“ sein, um eine Universität als Zentrum für internationale Wissenschaft und Technologie und nach deutschen Standards zu errichten.

Ich bin stolz darauf Honorar-Präsident dieser Universität zu sein. Dies ist eine Plattform für die Zusammenarbeit mit einer Langzeit-Perspektive und einer Mission für die „Neue Usbekistan Universität“, die ein gewichtiger „Brotverdiener“ für wissenschaftliche, innovative und bildungsbezogene Dienstleistungen für ganz Zentralasien und darüber hinaus sein wird.“

Bildung und Wissenschaft haben in Usbekistan Tradition. Als in Europa noch das dunkle Mittelalter herrschte, heilten Mediziner in Usbekistan die Kranken, erforschten Physiker die Naturgesetze und berechneten Astronomen die Laufbahnen der Gestirne. Ihre Geräte sind bis heute im Amir-Timur Museum in Taschkent ausgestellt.

An die alte Tradition will das neue Usbekistan wieder anknüpfen. Die jungen Usbekinnen und Usbeken sollen eine gute Ausbildung bekommen, damit sie auf dem globalen Arbeitsmarkt mithalten können. Wenn neue Investitionen nach Usbekistan kommen, sollen die Unternehmen gut qualifizierte Mitarbeiter finden können. Noch ist die Zahl der Arbeitslosen im Lande hoch; wer Arbeit sucht, findet die oft nur im benachbarten Kasachstan oder in Russland. Das soll sich ändern, aus vielen Gründen. Usbekinnen und Usbeken sollen im eigenen Land arbeiten können. Deshalb soll die junge Generation ein umfassendes, vielseitiges Angebot für eine solide Aus- und Weiterbildung erhalten. Beides ist wichtig, denn rund die Hälfte der ca.34 Millionen Bewohner von Usbekistan unter 30 Jahre alt ist.

Mit der Bildungsinitiative will die Regierung die Versäumnisse der letzten Jahre aufholen. Viel hat sich in der Forschung über Lernen und Bildung getan. Die neuen Erkenntnisse fließen jetzt in die Reformen ein.

Bereits 2017, kurz nach seinem Amtsantritt, brachte Präsident Mirziyoyev die ersten großen Reformen auf den Weg. Die marode Lage der Wirtschaft war ein Zeichen, dass das Land eine umfassende Erneuerung brauchte, auch im Bildungsbereich. Die Regierung setzte neue Prioritäten, entsprechend der neuen Politik der Öffnung.

„Jetzt wollen wir schnell die globalen Bildungsstandards erreichen“ berichtet Bildungsminister Sherzod Shermatov. Er ist einer von drei Bildungsministern in Usbekistan: ein Ministerium betreut die gesamte Vorschul-Erziehung und Kindergärten, eines die Klassen 1-12, und ein weiteres Ministerium die berufliche Ausbildung, die Hochschulen und die Universitäten. Sämtliche Curricula haben die Ministerien im neuen Usbekistan überarbeitet und dem Bildungssystem eine neue Ausrichtung gegeben. Neben den Naturwissenschaften haben Fremdsprachen wieder einen wichtigen Platz im Schulunterricht bekommen. Über 50 Schulen im Land unterrichten Deutsch, 400.000 junge Menschen in Usbekistan lernen Deutsch an Schulen und Universitäten. Wenn es genug Deutschlehrerinnen und -Lehrer gäbe, wären es wohl noch mehr.

Der Bereich der Vorschulen findet jetzt deutlich mehr Beachtung als früher – entsprechend den modernen Erkenntnissen der Forschung zur Pädagogik. Sogar auf eine gesunde Ernährung in den Kindergärten wird jetzt geachtet. Um gesundes und sicheres Essen in Kindergärten zu organisieren, wurden Möglichkeiten für den Einkauf von Lebensmitteln für vorschulische Bildungseinrichtungen direkt von produzierenden Betrieben geschaffen. Der Erfolg stellte sich schnell ein:

Lag die Abdeckung von Kindern mit dieser Bildungsform früher nur bei 27 %, so stieg sie Ende 2019 bereits auf 44,5 Prozent – in diesem Zeitraum hat sich die Zahl der staatlichen Vorschuleinrichtungen um das 1,5-fache (von 4940 auf 7500) und der privaten Vorschuleinrichtungen um das Dreifache (von 269 auf 783) erhöht. Wenn 2017 noch 51.000 Lehrer in den Vorschulen arbeiteten, waren es Ende 2019 mehr als 80.000. Die pädagogischen Hochschulen haben viel zu tun – sie bilden jetzt deutlich mehr Erzieher für die Vorschulerziehung aus. Allerdings werden noch viele Vorschulen benötigt.

Lernen sollen jetzt nicht nur die Kleinen, aber auch die Erwachsenen. 2019 wurde die Fakultät für Abendpädagogik der Staatlichen Pädagogischen Universität Taschkent zum ersten Mal eröffnet.

Wie sie zum Erfolg kommen, das haben sich kluge Köpfe in Taschkent weltweit und genau angeschaut. Welche erfolgreichen Länder arbeiten mit welchen Konzepten? Als Top-Favoriten gelten Finnland, die USA, Deutschland, Japan und Großbritannien. Ihre Bildungskonzepte und -strukturen sind sehr unterschiedlich, ebenso wie ihre kulturellen Voraussetzungen. Aus jedem Land das Beste übernehmen schien den Experten das richtige Konzept. Es wird somit eine Mischung sein, angepasst an das, was Usbekistan hat und was es braucht. Großes Interesse gibt es am deutschen dualen System für die Berufsbildung und an Kontakten zu Universitäten weltweit.

Für Erwachsene und Arbeitslose werden Berufsbildungszentren organisiert. Im Bereich der Berufsbildung wurde derzeit ein Netzwerk von Bildungseinrichtungen bestehend aus 340 Berufsschulen, 147 Fachhochschulen und 143 Fachschulen geschaffen. Berufsschulen bieten den Absolventen der 9. Klasse eine Berufsausbildung. Die meiste Ausbildungszeit wird hier den praktischen Übungen gewidmet: die Ausbildung konzentriert sich auf die Bereiche Familienunternehmen, Bau, Dienstleistungen, Viehzucht, Geflügel, Imkerei, Fischerei etc.

Reform der Bildungsqualität mit Fokus auf Weltstandards

An den Hochschulen ist ein stufenweiser Übergang des Bildungsprozesses zu einem Kredit-Modular-System geplant. So soll das usbekische Hochschulsystems zu einer Drehscheibe für die Umsetzung internationaler Bildungsprogramme in Zentralasien werden. Ziel ist es, dass bis 2030 mindestens 10 Universitäten Usbekistans einen Platz auf der Liste der 1000 besten Hochschulen im Rating der international anerkannten Organisationen einnehmen. So sieht es der Erlass von Shavkat Mirziyoyev vom 9. Oktober 2020 vor. Um das zu erreichen, gibt es noch viel zu tun!

Hochschulen sollen öffentlich-private Partnerschaften schließen, Wettbewerbe zwischen den Hochschulen sollen für eine gesunde Konkurrenz sorgen, die Universitäten in Taschkent und Samarkand werden zu Flaggschiffen der Hochschulen des Landes ausgebaut. Es sind große Pläne.

Schrittweise wird das Bildungssystem der Hochschulen in ein Kredit-modulares System überführt. Die Hochschulstandards werden schrittweise angehoben von einer Bildung, deren Curricula auf den Erwerb theoretischer Kenntnisse ausgerichtet sind, zu einem Bildungssystem, das auf die Entwicklung praktischer Fähigkeiten auf der Grundlage internationaler Erfahrungen abzielt.

Wer eine Hochschule in Usbekistan verlässt, soll hochqualifiziert sein und damit einen Platz auf dem nationalen und globalen Arbeitsmarkt finden. Wer eine Hochschule verlässt, soll damit einen wichtigen Beitrag zu einer stabilen Entwicklung der wirtschaftlichen, sozialen, und erfolgreichen Zukunft des Landes leisten.

Über ihre akademische Ausrichtung sollen die Hochschulen selbst und unabhängig entscheiden – ein weiteres Novum. Dabei dürfen sie Aktivitäten aufnehmen, mit denen sie die Ergebnisse ihrer Forschung kommerzialisieren.

Bildung und Wissenschaft, Innovation und Forschung wird das neue Impulse geben. So könnten mit Hilfe ausländische Investoren Technoparks und Zukunftszentren entstehen, die den Technologietransfer von der Forschung in die Wirtschaft bringen, die Start-ups ins Leben rufen und neue ausländische Investitionen anziehen. Bildungskooperationen mit Industrieunternehmen und Forschungsinstituten sollen dafür sorgen, dass die Hochschulen sich selbst finanzieren – so der Plan.

Internationale Erfahrungen zeigen, dass jeder für Bildung ausgegebene Dollar bis zu 15 Dollar an Wirtschaftswachstum einbringen kann. Die Leistungen der Schüler in Mathematik oder Naturwissenschaften können als bester Indikator für das Humankapital verwendet werden. Finnland, USA, Großbritannien, Deutschland und Japan wurden weltweit als beispielhafte Bildungssysteme ausgewählt. Sie alle haben unterschiedliche Entwicklungsstufen, Anforderungen und Lehrmethoden. Aber alle zeigen eine dynamische Entwicklung der Bildungssysteme, die zu einem Wachstum im wirtschaftlichen und sozialen Bereich führte.

Usbekistan setzt auf eine umfassende Politik zur Verbesserung der Qualität aller drei Bildungsstufen (Primarstufe, Sekundarstufe und Höhere), anstatt sich auf eine Bildungsstufe zu konzentrieren. Etwa 6,4 Prozent des jährlichen BIP werden für die Finanzierung der umfassenden Bildungspolitik verwendet. Die Hoffnungen sind groß, dass ausländische Wissenschaftler und Fachkräfte von führenden Universitäten und Instituten der Welt auf der Grundlage von Fernunterricht und Erfahrungsaustausch sowie der vollen Nutzung digitaler Technologien in allen Phasen für das Bildungssystem gewonnen werden und so die Qualität der Ausbildung verbessern.

Darüber hinaus hat eine gute Bildung großen Wert für die Gesellschaft. Präsident Mirziyoyev erklärte: „Wir sind fest davon überzeugt, dass Bildungsprestige in der Gesellschaft und die Förderung des Strebens der Jugend nach Selbstverbesserung der Schlüssel zu einer nachhaltigen und stabilen Entwicklung sind. All dies wird ohne Zweifel dazu beitragen, die junge Generation vor der Ideologie der Gewalt und des Radikalismus zu schützen.“

Usbekistan wird den Beispielen erfolgreicher Länder folgen und seine großen Bemühungen und Investitionen im Bildungsbereich und in Human Capital fortsetzen. Das Land folgt damit seiner alten Tradition von Bildung als hohem, kulturellen und auch wirtschaftlichen Gut. Es setzt jetzt neue, zukunftsweisende Impulse. Der Übergang zu einer neuen Bildung ist nicht einfach. Unterrichtende werden benötigt, neues Wissen und neue Impulse. Es wird nicht von heute auf morgen gehen, dass wissen alle, die an den neuen Plänen arbeiten. Aber sie sind offen für Gäste aus dem Ausland. Usbekistan hofft auf Verbindungen mit dem Ausland, mit Spitzen-Universitäten und Hochschulen in aller Welt, und auf LehrerInnen und Lehrer, Professorinnen und Professoren, die den Weg in eine erfolgreiche Zukunft bereiten.

Dr. Birgit Wetzel, Wirtschaftsjournalistin

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