Hamburg (ots)
– Asklepios Klinik St. Georg behandelt erstmals einen Patienten mit spezieller Immuntherapie
– Bei der CAR-T-Zelltherapie erkennen und zerstören gentechnisch veränderte Blutkörperchen Krebszellen
– Das individuell auf den einzelnen Patienten und seinen Tumor abgestimmte Verfahren gibt es nur an wenigen Kliniken
Die Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Asklepios Klinik St. Georg hat gestern unter der Leitung von Prof. Dr. Ahmet Elmaagacli erstmals einen Patienten mit aggressivem Lymphdrüsenkrebs mit gentechnisch veränderten, eigenen T-Lymphozyten behandelt. Als eines der wenigen Zentren in Deutschland kann die Klinik nun als zertifiziertes Zentrum die Chimäre Antigen-Rezeptor-T-Zelltherapie (CAR-T-Zelltherapie) als eine neue Form der Immuntherapie einsetzen. Die CAR-T-Zelltherapie basiert auf einer Immuntherapie mit gentechnisch veränderten eigenen T-Lymphozyten des Patienten. Die T-Lymphozyten bilden nach der gentechnischen Behandlung im Labor einerseits einen neuen (chimären) Antigen-Rezeptor auf ihrer Zelloberfläche zur Erkennung von Krebszellen aus und anderseits neue Signalaktivierungsstellen für die Aktivierung der Immunzellen (T-Zellen).
„Die CAR-T-Zelltherapie stellt eine alternative Therapie für Patienten dar, die nicht für eine allogene Blutstammzelltransplantation, bei der Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertagen werden, in Frage kommen und bei denen der Lymphdrüsenkrebs zurückgekommen ist“, erklärt Prof. Dr. Ahmet Elmaagacli, Chefarzt der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Asklepios Klinik St. Georg.
Bei der CAR-T-Zelltherapie werden gesunde T-Lymphozyten aus dem Blut entnommen („Leukapherese“). Die gewonnenen T-Zellen werden mithilfe eines viralen Vektors mit der gewünschten (chimären) Antigenrezeptorbindungsstelle der Krebszelle gentechnisch im Labor verändert. Diese „Polung“ auf den Tumor dauert ca. vier Wochen.
„Die Rückgabe der CAR-T-Zellen an den Patienten erfolgt als Kurzinfusion über einen zentralen Venenkatheter. Die veränderten Zellen vermehren sich im Körper des Patienten und sorgen dafür, dass die Krebszellen erkannt und vernichtet werden können“, so der Mediziner weiter. „Das Ansprechen der Therapie bei unserem Patienten muss noch abgewartet werden, aber wir erwarten, dass die Tumorzellen unter der Behandlung stark zurückgehen werden. Die Chance, den Tumor komplett zu besiegen, liegt bei etwa 35 %. Die gentechnisch veränderten Zellen bleiben über einen langen Zeitraum im Körper des Patienten aktiv und sollen so ein Wiederaufflammen der Krebszellen erkennen und bekämpfen“, sagt Prof. Elmaagacli. Um mögliche Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen, erfolgt eine zwei- bis dreiwöchige stationäre Behandlung des Patienten auf der Leukemia Station der Klinik. Diese spezielle Behandlungseinheit ist in der Ausstattung vergleichbar mit einer Intensivstation, um immungeschwächte Patienten vor der Gefahr einer Infektion zu schützen.
Zugelassen ist die CAR-T-Zelltherapie zurzeit für Kinder und junge Erwachsene (bis 25 Jahren) mit einer refraktären oder rezidivierten akuten lymphatischen Leukämie, sowie für Patienten mit einem bereits mehrfach vorbehandelten diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom oder Mantelzelllymphom. Erprobt wird die CAR-T-Zelltherapie auch für andere Erkrankungen wie die chronisch lymphatische Leukämie (CLL). Eine Zulassung für das Multiple Myelom mit anderen Zielantigenen wird in Kürze erwartet.
Die Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Asklepios Klinik St. Georg unter der Leitung von Prof. Dr. Ahmet Elmaagacli ist Teil des Asklepios Tumorzentrums Hamburg.
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