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Menschen ab 65 Jahren bewerten ihre Wohnsituation gut – trotz schlechter Wohnausstattung / Gute Nachbarschaft und Vertrautheit sind ausschlaggebend

Berlin (ots) – Die eigenen vier Wände haben für ältere Menschen eine besondere Bedeutung. Oft leben sie über mehrere Jahrzehnte in der gleichen Wohnung, kennen dadurch die Umgebung gut und sind häufig Teil eines nachbarschaftlichen Netzwerks. Zunehmende Einschränkungen der Mobilität können dazu führen, dass außerhäusliche Aktivitäten seltener werden und die eigene Wohnung immer stärker Lebensmittelpunkt ist. Und obwohl die eigene Wohnung überwiegend nicht den spezifischen Bedürfnissen dieser Gruppe entspricht, zeigt sie sich dennoch mit ihrer Wohnsituation zufrieden. Dabei spielen gute nachbarschaftliche Verhältnisse sowie die Vertrautheit mit der eigenen Wohnung und der Wohnumgebung eine bedeutende Rolle. Dies zeigen Analysen mit Daten des Deutschen Alterssurveys.

Um die Anpassung der Wohnungen an die Wohnbedürfnisse älterer Menschen ist es schlecht bestellt. Nach Zahlen des Deutschen Alterssurveys (DEAS) berichtet im Jahr 2017 zum Beispiel jede siebte Person im Alter ab 65 Jahren (15 %) über starke Einschränkungen in der Mobilität und hat Schwierigkeiten, eine Treppe zu benutzen. Der Anteil erhöht sich mit zunehmendem Alter. Besonders problematisch ist das für jene, die auf Gehhilfen angewiesen sind. In der Altersgruppe der 65- bis 79-Jährigen betraf das fast jede zehnte Person (9 %), in der Altersgruppe ab 80 Jahren etwa jede dritte (34 %). Aber: nur etwa ein Drittel (31 %) der Personen mit Mobilitätsproblemen lebt in einer Wohnung, die stufenlos zu erreichen ist. Große Probleme gibt es nach wie vor auch hinsichtlich einer altersgerechten Badausstattung, bei außerhäuslichen Fortbewegungsmöglichkeiten, bei wohnortnahen Einkaufsmöglichkeiten und gesundheitlichen Versorgungsstrukturen wie Ärzten oder Apotheken…

Trotz der Vielzahl dieser Probleme bewerten ältere Menschen ihre eigene Wohnsituation im Durchschnitt eher positiv. Und obwohl gerade die „alten Alten“ (80 Jahre und älter) am stärksten von Mobilitätseinschränkungen und -barrieren betroffen sind, fällt ihre durchschnittliche Bewertung kaum negativer aus als bei den „jungen Alten“ (65- bis 79-Jährige).

Ein möglicher Grund dafür ist die emotionale Verbundenheit der älteren Menschen mit ihrer Wohnsituation. Gut drei Viertel (77 %) von ihnen berichten über die vielen Erinnerungen, die sie mit ihrer Wohnung verbinden. Hinsichtlich der Wohngegend sind es sogar 90 %. Insgesamt wird die Wohnsituation umso positiver bewertet, je intensiver eine emotionale Verbundenheit mit ihr besteht.

Vertiefende statistische Analysen zeigen im Detail: Zur Miete Wohnende bewerteten ihre Situation im Durchschnitt schlechter als Personen im Haus- oder Wohnungseigentum. Eine altersgerechte, barrierefreie Ausstattung der Wohnung hat einen positiven Effekt auf die Bewertung der Wohnsituation, ebenso eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Umgekehrt führt ein Mangel an wohnortnahen gesundheitlichen Versorgungsstrukturen zu einer schlechteren Bewertung. Eine starke emotionale Verbundenheit der älteren Menschen mit ihrer Wohnung und ihrem häuslichen Umfeld gleicht eine negative Bewertung der objektiven Mängel weitestgehend aus. Das gilt auch für die nachbarschaftlichen Beziehungen: Besteht ein enger Kontakt zu den Nachbarn, so fällt die Bewertung positiver aus.

Die Analyse zeigt: Neben den objektiven Wohnbedingungen beeinflussen auch soziale Faktoren wie gute nachbarschaftliche Beziehungen und eine enge emotionale Verbundenheit mit den häuslichen Gegebenheiten die Bewertung der Wohnsituation. Sind diese sozialen und emotionalen Faktoren positiv, fühlen sich ältere Menschen trotz mangelnder objektiver Wohnbedingungen in ihren eigenen Wänden wohl und sind relativ sesshaft.

Für die Politik verweisen die Ergebnisse auf die Notwendigkeit, Möglichkeiten zu schaffen, die es älteren Menschen erlauben, ihren Lebensabend im gewohnten Umfeld zu verbringen. Dazu gehören neben einem altersgerechten Umbau der Wohnung auch die Schaffung wohnortnaher Hilfsangebote. Erweist sich ein Umzug als unvermeidbar, sollte dafür Sorge getragen werden, dass ältere Personen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Denn große Bedeutung kommt den nachbarschaftlichen Beziehungen zu. Gerade die Nähe zu den Nachbarn kann neben konkreten Hilfen im Alltag auch Gefühle von Einsamkeit und sozialer Isolation mildern, insbesondere dann, wenn der Kontakt zu Freunden und zur Familie eingeschränkt ist.

Die Studie ist online verfügbar:

Hoffmann, E., Lozano Alcántara, A., & Romeu Gordo, L. (2021): „My home is my castle“: Verbundenheit mit der eigenen Wohnung im Alter. In: Statistisches Bundesamt,Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, & Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (Hrsg.): Datenreport 2021. Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland. Reihe Zeitbilder. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. Kapitel 2.6, S.88-93. https://ots.de/ZpWap4

Pressekontakt:

Stefanie Hartmann
Deutsches Zentrum für Altersfragen
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