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„Die Affenfelsen haben ausgedient“ / Kommunikationsprofessor Bauer: Statt altmodischem Machtgehabe erfordern virtuelle Meetings mehr Kommunikationskompetenz denn je

München (ots) – Gerade in Zeiten von Covid-19 haben viele Unternehmen ihre Kommunikation mehr als je zuvor auf digitale Kanäle umgestellt. Das gilt vor dem Hintergrund des coronabedingten Abstand-Haltens vor allem für Sitzungen und Teambesprechungen. Diese funktionieren dank spezifischer Apps und mit einem technikaffinen Team häufig recht gut. Dieser Effizienzsteigerung einerseits steht jedoch andererseits eine höhere Anforderung an die Kommunikationsfähigkeit aller gegenüber. Denn virtuelle Besprechungen bestehen nicht nur aus verbaler Kommunikation und dem Abarbeiten einer straffen Agenda, sondern auch aus komplexem, sozialem Miteinander“, ist Prof. Dr. Matthias Johannes Bauer überzeugt. Der Studiengangsleiter für Kommunikationsmanagement an der IST-Hochschule in Düsseldorf und sein Co-Autor, der Diplom-Journalist Tim Müßle, widmen sich diesen Themen. Ihr aktuelles Buch „Psychologie der digitalen Kommunikation“ ist jetzt auch als E-Book erschienen.

Selbst wenn non-verbale Aspekte im Videostream von Meetings in Ansätzen übertragen werden: „In digitalen Kanälen fallen immer auch Informationen weg: Körpersprache, Mimik, Gestik – das fängt die beste App nicht auf“, erläutert Bauer. Unter anderem die so genannte Media-Richness-Theorie erklärt dieses Phänomen wissenschaftlich. Die damit verbundenen Effekte haben weitreichende Konsequenzen für die Kommunikation und das Miteinander. Das stellt insbesondere Führungskräfte vor Herausforderungen.

„Analoge Meetings strotzen vor symbolischer Kommunikation“, so Bauer. „Denken Sie beispielsweise an die Bedeutung, wer wo und neben wem sitzt.“ Das löst sich in der Videokonferenz völlig auf. Etablierte Hierarchie- und Machtsysteme können auf diese Weise ins Wanken geraten. „Platzhirsch-Gehabe beim Betreten des Raums gibt es nicht mehr. Auch das breitbeinige Sitzen als non-verbaler Akt von Territorialverhalten fällt bei einer Videokonferenz weg. Mit Blick auf die Anforderungen neuer Führungskultur in Zeiten digitaler Transformation ist das sicherlich ein großer Gewinn. Die metaphorischen Affenfelsen haben letztlich ausgedient.“

Bauer sieht in den Kommunikationsstarken die Gewinner dieser Entwicklung. „Eine angespannte Situation mit einem Scherz oder Ironie aufzulösen, erfordert im Video-Call deutlich mehr Kommunikationskompetenz. Genauso braucht das Soziale und Gesellige neue Formate, wenn man sich beispielsweise nicht mehr zufällig an der Kaffeetheke trifft.“ Diese Aspekte sind jedoch für eine gesunde Organisation und das Netzwerken untereinander immens wichtig. „Gespräche am Rande einer Sitzung unter vier Augen sind virtuell kaum möglich. Ebenso der Blickkontakt oder das gemeinsame Augenrollen, wenn wieder jemand ungefragt zum Co-Referat ansetzt.“

Hier ist der versierte Umgang mit den Feinheiten von Video-Conferencing-Apps und digitaler Kommunikation gefragt: Gibt es die Möglichkeit zum privaten Chat? Gibt es Applaus- oder Zustimmungsfunktionen? Wie setze ich Emojis und Emoticons unterstützend ein? „Insbesondere Führungskräfte müssen hier noch stärker als zuvor die Rolle des Moderators einnehmen – und auch dies erfordert in hohem Maße digitale Kommunikationskompetenz“, so der Professor. „Diese Fähigkeiten werden damit zum absoluten Must-Have für alle Führungskräfte. Aber keine Sorge: Das kann man lernen.“

Matthias Johannes Bauer, Tim Müßle: Psychologie der digitalen Kommunikation, broschiert 172 Seiten, ISBN 978-3-8316-4836-8, Preis: 39,99 EUR. E-Book: ISBN 978-3-8316-7559-3, Preis: 27,99 EUR

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